MEHR SOZIALE SICHERHEIT IN KAMBODSCHA DURCH VERLÄSSLICHE DATEN
Wer arm ist, braucht staatliche Hilfe. Doch wie kann ein Staat Armut bekämpfen und Sozialleistungen für Bedürftige planen und umsetzen, wenn nicht bekannt ist, welche Haushalte tatsächlich arm sind? Kambodscha löst dieses Problem mit IDPoor, einem datenbankbasierten Programm, das arme Haushalte systematisch, effizient und verlässlich identifiziert. Die GIZ unterstützt das Planungsministerium dabei, das Verfahren mit regionalen Behörden zu koordinieren, die Daten regelmäßig zu aktualisieren und für das Sozialsystem zu nutzen.
ARME UND BEDÜRFTIGE GEZIELT ERREICHEN
Transparenz und Bürgerbeteiligung sind Kernpunkte des Programms. Gewählte Gemeindevertretungen in den Dörfern erstellen alle drei Jahre im Gespräch mit den Bewohnern eine Liste bedürftiger Haushalte, prüfen sie und veröffentlichen die Ergebnisse. Diese fließen in eine Datenbank ein – Voraussetzung, um eine Berechtigungskarte zu erhalten. Gegen Vorlage dieser Karte erhalten die Familienmitglieder zum Beispiel eine unentgeltliche Basis-Gesundheitsversorgung und andere Sozialleistungen.
MEHR ALS DREI MILLIONEN MENSCHEN PROFITIEREN
In allen 25 Provinzen Kambodschas werden so flächendeckend die armen Haushalte erfasst. Mehr als drei Millionen Menschen in über 12.000 Dörfern haben derzeit eine aktive Karte. Das Programm, zunächst allein vom BMZ finanziert, ist so erfolgreich, dass sich seit 2009 auch das australische Außen- und Handelsministerium daran beteiligt und inzwischen einen Großteil finanziert. Der IDPoor-Ansatz konnte daher von den ländlichen Gebieten Kambodschas auch auf die Städte ausgeweitet werden, das Programm wurde bis 2019 verlängert. Zudem nutzen andere Vorhaben im Land IDPoor dazu, Arme und Bedürftige gezielt zu erreichen.
INTERVIEW MIT BENITA SOMMERVILLE VON DER AUSTRALISCHEN BOTSCHAFT IN PHNOM PENH. SIE VERANTWORTET MEHRERE PROJEKTE DER ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT IN KAMBODSCHA.
Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere des Programms?
BENITA SOMMERVILLE Wir arbeiten in Kambodscha in zwei Projekten mit der GIZ zusammen: Neben IDPoor auch zum Thema „Zugang zu Recht für Frauen“. Beide Programme zeichnen sich durch ein starkes Engagement und viel Eigenverantwortung der kambodschanischen Regierung aus.
Wie zeigt sich das konkret?
BENITA SOMMERVILLE Zum Beispiel bei der jährlichen Datenerfassung von IDPoor: 2015 hat Kambodscha erstmals deren Durchführungskosten getragen, 2016 war es verantwortlich für die Leitung. Das Planungsministerium übernimmt auch eine stärkere inhaltliche Rolle, um sicherzustellen, dass das Programm diejenigen erfasst, die am meisten Hilfe benötigen – zum Beispiel Menschen mit Behinderungen. Außerdem sorgt es dafür, dass das Programm und seine Ziele politisch weiterhin bedeutend bleiben.
Was schätzen Sie an der Kooperation mit Deutschland und der GIZ?
BENITA SOMMERVILLE Deutschland ist ein besonders starker Partner, weil es das Erreichte mit anderen Programmen, wie zum Beispiel denen der KfW, verknüpfen kann. Das ist bei IDPoor sehr effektiv: So erhalten die identifizierten Haushalte auch Leistungen aus einem Gesundheitsfonds, in den Australien und Deutschland einzahlen. An der GIZ schätzen wir darüber hinaus besonders die langjährige Erfahrung im Land und in den Themenfeldern sowie die guten Beziehungen zu Regierung und Zivilgesellschaft.