Mit Weitblick
für mehr Wirkung

Mit den wachsenden Wechselwirkungen zwischen den globalen Herausforderungen steigen auch die Erwartungen an die Arbeit der GIZ. Deshalb arbeiten wir an neuen Lösungen und bauen dabei gleichzeitig auf bestehenden Erfahrungen auf. Ein Blick in die Praxis.

Die großen Themen unserer Zeit hängen eng zusammen und ihre Ursachen verstärken sich gegenseitig. Immer deutlicher zeichnet sich ab: Entwicklungspolitische Themen wirken sich direkt auf die lokale, regionale und globale Sicherheitslage aus. Wird das Wasser in einer Region knapp, fehlt es den Menschen dort nicht nur an Trinkwasser und Bewässerungsmöglichkeiten für ihre Felder. Die Konkurrenz um die lebenswichtige Ressource kann auch bestehende Konflikte verschärfen oder neue entfachen, deren Wirkungen bis nach Deutschland und Europa spürbar werden.

Klimakrise, bewaffnete Konflikte, Migrationsbewegungen: Die globalen Herausforderungen enden nicht an den Grenzen von Dörfern, Ländern oder Kontinenten. Um sie zu überwinden, braucht es die internationale Zusammenarbeit und die Stärken kompetenter Partnerorganisationen. Nur wenn wir die Wechselwirkungen zwischen den Krisen verstehen und gemeinsam darauf aufbauende, umfassende Lösungen entwickeln, können wir einen Beitrag leisten, um die Negativspirale zu durchbrechen – und mit unserer Arbeit nachhaltige Wirkungen erreichen, von denen möglichst viele Menschen weltweit profitieren.

Deshalb arbeiten wir auch weiterhin an neuen Lösungen, die in unserem sich rasant wandelnden Arbeitsumfeld Bestand haben. Mit umfassenden Ansätzen und internationaler Zusammenarbeit wollen wir dazu beitragen, die komplexen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen.

Ein Junge gießt mit zwei Metallkannen ein bepflanztes Feld auf einem Acker, im Hintergrund Bäume und sanftes Licht.
Einzeln gedachte Lösungen reichen nicht aus, um die miteinander verwobenen Herausforderungen zu überwinden.
Eine Frau sitzt in einem Raum und flechtet mit den Händen einen großen Korb aus Holzstreifen.
Unterschiedliche Stränge zusammenführen und in einen ganzheitlichen Lösungsansatz einflechten – so arbeiten wir für eine lebenswerte Zukunft.

Mit ganzheitlichen Ansätzen mehr erreichen

Damit das gelingt, haben wir das große Ganze im Blick. Das ist der Rahmen, in dem wir einzelne Länder, Regionen und Sektoren betrachten, um umfassend und übergreifend zu planen. Wir berücksichtigen mögliche Wechselwirkungen und Zusammenhänge noch stärker als bisher und stellen uns immer die Frage, wo wir den Hebel mit dem größten Lösungspotenzial finden können, der sich positiv auf möglichst viele Herausforderungen auswirkt: Wie lassen sich wirtschaftliche Entwicklung und Energiewende zeitgleich vorantreiben, Wasserversorgung mit Solarenergie verbinden oder Berufsbildung mit Beschäftigungsentwicklung verzahnen? Wie kann der Einsatz von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz dabei helfen?

Damit dieses sektor- und länderübergreifende Denken in der praktischen Arbeit funktioniert, bauen wir unsere internen Strukturen und Abläufe um. Wir digitalisieren unsere Prozesse, bündeln interne Kompetenzen und standardisieren erfolgreiche Produkte. So werden wir effizienter, wirtschaftlicher und wirksamer – und können schneller auf sich verändernde Anforderungen an unsere Arbeit reagieren.

Immer im Blick haben wir dabei unser großes Ziel: gemeinsam mit Partnern noch breitenwirksamere und nachhaltigere Veränderungen zu erreichen. Dafür sind insbesondere unkomplizierte Skalierungsmöglichkeiten und die Bündelung von sowohl finanziellen Mitteln als auch Expertise essenziell. Außerdem brauchen wir die richtigen Partner, die unsere Kompetenzen ergänzen und mit denen wir Seite an Seite auf gemeinsame Ziele hinarbeiten können. Einige dieser Aspekte setzen wir heute bereits erfolgreich um. Auf diesen Erfahrungen wollen wir aufbauen.

Erfolgreiche Instrumente vervielfältigen

Das Programm „Energising Development“ (EnDev) ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich durch die Skalierung erfolgreicher Maßnahmen und die Bündelung finanzieller Mittel großflächige Wirkungen erreichen lassen. 2024 haben wir im Rahmen des Projekts in mehr als 20 Ländern und auf drei Kontinenten an dem übergeordneten Ziel gearbeitet, die globale Energiewende voranzubringen und so dem Klimawandel entgegenzuwirken. Gleichzeitig adressieren wir das Entwicklungshindernis Energiemangel. Denn weltweit leben noch immer etwa 685 Millionen Menschen ohne Strom; rund 2,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu umweltfreundlicher Kochenergie. EnDev setzt hier an den lokalen Gegebenheiten und Möglichkeiten an und fördert mit passenden Maßnahmen den Zugang zu nachhaltiger Energie. So verbessern wir ganz konkret die Lebensumstände der Menschen vor Ort. Das wiederum schafft Bleibeperspektiven und reduziert Fluchtursachen.

Dabei erfinden wir das Rad nicht ständig neu, sondern übertragen erfolgreiche Instrumente aus einem Land in andere Regionen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. „EnDev hat die ursprünglichen Ziele bereits weit übertroffen“, sagt Programmleiter Alexander Haack. „Dieser Erfolg beruht auf dem partnerschaftlichen Ansatz, unserer Kenntnis der lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse sowie stetigen Innovationen, die über das gesamte Portfolio in 20 Ländern skaliert werden.“ Bei EnDev ist das zum Beispiel die sogenannte ergebnisbasierte Finanzierung (Results-Based Financing, RBF): Dabei werden Unternehmen durch finanzielle Anreize motiviert, Kundengruppen zu erreichen, die sie als wenig lukrativ einschätzen – etwa wegen Zweifeln an der Kreditwürdigkeit oder fehlenden Vertriebsstrukturen in abgelegenen Regionen. Zum Beispiel erhält ein Solarunternehmen nach dem verifizierten Verkauf einer Solar-Wasserpumpe an einen Landwirt im ländlichen Uganda einen finanziellen Zuschuss. So profitieren noch mehr Menschen von klimafreundlichen Technologien. In mehr als 50 Projekten in 17 Ländern hat EnDev den RBF-Ansatz bereits realisiert.

EnDev: sektor- und länderübergreifend erfolgreich

  • Rund 33,9 Millionen Menschen haben Zugang zu moderner Energieversorgung.
  • Fast 113.430 kleine und mittelgroße Unternehmen haben neuen oder verbesserten Zugang zu Energie.
  • Etwa 35.480 Einrichtungen wie Schulen oder Gesundheitszentren verfügen über moderne Energie.
  • Rund 33.770 Jobs sind entstanden.

2024 investierte EnDev rund 19 Euro pro erreichte Person, um diese Wirkungen zu erzielen.

Energising Development (EnDev)

Auftraggeber
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), niederländisches Directorate-General for International Cooperation (DGIS), Norwegian Agency for Development Cooperation (Norad), Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
Kofinanziert durch
australisches Department of Foreign Affairs and Trade, Europäische Union (EU), Global Energy Alliance for People and Planet (GEAPP), Icelandic International Development Agency, IKEA Foundation, Irish Aid, Korea Foundation for International Healthcare (KOFIH), Rijksdienst voor Ondernemend Nederland (RVO), Swedish International Development Cooperation Agency (Sida), UK Foreign, Commonwealth & Development Office (FCDO), United States Agency for International Development (USAID)
Ort
Äthiopien, Bangladesch, Benin, Bolivien (2024 ausgelaufen), Burundi, DR Kongo, Kambodscha, Kenia, Laos, Liberia, Madagaskar, Malawi, Mali, Mosambik, Nepal, Niger, Ruanda, Senegal, Sierra Leone, Tansania, Uganda
Laufzeit
seit 2005

Auch bei Subventionen von Endverbrauchern (Demand-Side Subsidies, DSS) nutzt EnDev das Instrument der ergebnisbasierten Finanzierung. Hier besonders im Fokus: einkommensschwache Bevölkerungsgruppen und Menschen auf der Flucht. Auch sie sollen sich Energieprodukte wie kleine Solarsysteme oder Kochherde leisten können. Dafür erhalten Unternehmen Subventionen und können ihre Geräte so zu einem günstigeren Preis verkaufen. Ein IT-Tool unterstützt dabei, zu prüfen, wer Anrecht auf ein subventioniertes Produkt hat.

DSS-Ansätze gibt es derzeit in Liberia, Malawi, Niger und Uganda. In allen vier Ländern arbeiten wir von Beginn an mit der Weltbank zusammen; es findet ein stetiger Wissensaustausch statt. Geplant ist, das Konzept, wo möglich, gemeinsam zu skalieren und neue Erkenntnisse global zu teilen. „Wir haben über die letzten Jahre einen reichen Erfahrungsschatz gesammelt, mit dessen Hilfe wir weitere Innovationen auf den Weg bringen können“, sagt Alexander Haack.

Ein Mann arbeitet auf einem Feld an einer gelben Wasserpumpe, daneben steht ein Tisch mit einem Solarpanel und zwei Tomaten.
Über Results-Based Financing finden klimafreundliche Technologien auch den Weg zu Menschen in abgelegenen Regionen.

Niemanden zurücklassen:
Grüne Energie für vulnerable Bevölkerungsgruppen

Eine lachende Frau steht vor einem Gebäude und hält ein Solarlampen-Set in der Hand, eine geöffnete Verpackung liegt vor ihr.
Nachhaltige Energieversorgung
EnDev nutzt innovative Subventionsmodelle wie Demand-Side Subsidies (DSS), um vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie Binnenvertriebenen und einkommensschwachen Haushalten Zugang zu nachhaltiger Energie zu ermöglichen. Durch gezielte Preisreduktionen für Solar- und Kochtechnologien wirken wir Energiearmut entgegen. Wir arbeiten eng mit nationalen und internationalen Partnern zusammen, um erfolgreiche Ansätze über die Landesgrenzen hinaus zu verbreiten und Wirkungen zu vervielfältigen. Bis zu eine Million Menschen soll so Zugang zu moderner Energieversorgung erhalten.
Grafik: Eine teilweise Karte von Afrika, Niger ist farblich abgehoben. Die Grafik informiert über ein Projekt zu Solarprodukten und Anzahl an Personen, die davon profitieren.
Solarprodukte für Niger
In Niger liegt die Elektrifizierungsrate bei nur 18,6 Prozent. Mit DSS will EnDev bis zu 47.500 Menschen direkten Zugang zu Solarenergie ermöglichen. Indirekt sollen Millionen weitere durch Skalierung und Weiterverbreitung der Ansätze profitieren. Subventionierte Solarprodukte werden durch lokale Händler*innen vertrieben, die auch Wartung und Reparaturen übernehmen. So stärken wir nicht nur die Energieversorgung, sondern fördern auch die lokale Wirtschaft ؘ– und damit die Perspektiven, die die Menschen vor Ort im eigenen Land haben.
Grafik: Eine teilweise Karte von Afrika, Liberia ist farblich abgehoben. Die Grafik informiert über ein Projekt zu unabhängigen Solaranlagen und Anzahl an Personen, die davon profitieren.
Unabhängige Solaranlagen für Liberia
EnDev verfolgt das Ziel, bis zu 33.000 Menschen in wirtschaftlich benachteiligten Regionen Liberias mit Solar-Home-Systemen zu versorgen. Dafür setzen wir zusammen mit der liberianischen Regierung und der Weltbank ein RBF zur Subventionierung von Solarprodukten und Firmen um. Gemeinsam unterstützen wir den Ausbau von Off-Grid-Anlagen, die unabhängig vom öffentlichen Stromnetz laufen. So tragen wir zur langfristigen Entwicklung der Energieinfrastruktur des Landes und gleichzeitig zur globalen grünen Energiewende bei.
Grafik: Eine teilweise Karte von Afrika, Malawi ist farblich abgehoben. Die Grafik informiert über ein Projekt zu effizienten Öfen und Anzahl an Personen, die davon profitieren.
Effiziente Öfen für Malawi
Nur sieben Prozent der Bevölkerung in Malawi haben Zugang zu Off-Grid-Solarprodukten und fast alle Haushalte (98,8 Prozent) kochen mit Holz. Mit EnDev fördern wir lokal produzierte, effiziente Holzöfen, die weniger Brennstoff verbrauchen, und Solarprodukte. So sollen dank Subventionen für Endverbraucher über 265.000 Menschen erstmals von sauberer Energie profitieren. Gleichzeitig wirken wir der Abholzung von Wäldern und somit dem Klimawandel entgegen.
Grafik: Eine teilweise Karte von Afrika, Malawi ist farblich abgehoben. Die Grafik informiert über ein Projekt zu effizienten Öfen und Anzahl an Personen, die davon profitieren.
Moderne Kochtechnologien für Uganda
Uganda beherbergt über 1,7 Millionen Menschen auf der Flucht. In den aufnehmenden Gemeinden ist die Energiearmut besonders hoch. Mit gezielten Subventionen senkt EnDev die Kosten für Solarprodukte und moderne Kochtechnologien wie elektrische Schnellkochtöpfe und Ethanolherde. Eine Win-win-Lösung: Ziel ist es, so die Lebensqualität von einer Viertelmillion Menschen zu verbessern, Zukunftsperspektiven vor Ort zu schaffen und den Ausbau grüner Energie voranzutreiben.

Solche Skalierungsmöglichkeiten sind einer der großen Vorteile ganzheitlicher Ansätze. Sie ermöglichen es, von erfolgreichen Konzepten zu profitieren, Erfahrungen zu nutzen und den Wirkungsgrad und -radius schnell zu vergrößern. In Kenia und Senegal hat das ebenfalls funktioniert: Dort fließen Mittel aus dem Green Climate Fund (GCF) in das Vorhaben „Förderung klimafreundlicher Kochtechnik in Kenia und im Senegal.“ EnDev schulte vorab Produzent*innen nachhaltiger Kochgeräte in technischen und unternehmerischen Fertigkeiten und half ihnen, ihre Betriebe zu erweitern. Das GCF-kofinanzierte Projekt baut auf dieser Arbeit auf und ermöglicht eine Skalierung und Ausweitung des Projekts in ganz neuer Dimension: Aktuell unterstützen wir wachsende Unternehmen mit maßgeschneiderten Paketen für ihre Professionalisierung – von Werkzeug bis zu Maschinen und Fertigungs- oder Lagerflächen. Dank dieser Förderung können viele Produzent*innen klimafreundlicher Kochtechnik ihren Umsatz steigern – ein Beitrag zu den nationalen Klimaschutzbeiträgen (NDCs) im Energiebereich von Kenia und Senegal.

Eine Frau in grüner Arbeitskleidung hockt lächelnd zwischen zahlreichen Tonöfen in einer Werkstatt.
Je mehr nachhaltige Kochgeräte, desto mehr Möglichkeiten für klimafreundliches Kochen. So leisten EnDev und der Green Climate Fund gemeinsam einen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels.

Gemeinsam mehr erreichen

Skalierungseffekte und die Bündelung finanzieller Mittel sind somit die Erfolgsfaktoren, auf denen die großflächigen Wirkungen von EnDev beruhen. Im Rahmen des Programms arbeiten wir mit unterschiedlichen Auftraggebern und zahlreichen Kofinanziers in einer sogenannten Multi-Geber-Partnerschaft zusammen. Solche Modelle sind ein wichtiger Faktor für eine ganzheitliche Herangehensweise, da wir so gezielt Synergieeffekte nutzen und damit gleichzeitig soziale, wirtschaftliche und ökologische Veränderungen schaffen können. Dank der Beiträge unterschiedlicher Geber fördert EnDev nicht nur den Zugang zu sauberer Energie und damit die globale Energiewende, sondern wirkt sich auch positiv auf die lokale Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Einsatzländern aus. So begegnen wir mit einem Ansatz vielen Herausforderungen gleichzeitig – und tragen nachhaltig zur Stabilisierung in unterschiedlichen Regionen bei.

Portraitfoto von Raihan Elahi.

„EnDev ist ein äußerst wertvoller Wissenspartner für unsere Arbeit im Bereich Energiezugang bei ESMAP. Unsere Zusammenarbeit im End-User Subsidy Lab ist ein gutes Beispiel dafür. EnDev hat unsere Forschung unterstützt, gemeinsam mit uns Wissensprodukte verfasst und vor allem fundierte und innovative Subventionskonzepte entwickelt, die unter anderem die Arbeit der Weltbank in Liberia, Malawi, Niger und Uganda maßgeblich beeinflussen.“

Raihan Elahi
Portraitfoto von Mirjam Macchi.

„Durch die Unterstützung des EnDev-Programms ist die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) stolz darauf, nachhaltige Energie zu den Gemeinschaften zu bringen, die sie am dringendsten benötigen. Indem wir zusammenarbeiten, liefern wir nicht nur Energie – wir befähigen Menschen, verbessern Leben und schaffen nachhaltige Veränderungen. Gemeinsam tragen wir dazu bei, eine inklusivere und nachhaltigere Energiezukunft zu gestalten.“

Mirjam Macchi

Ein Programm, vielfältige Wirkungen

Auch mit dem WE4D-Programm verbessern wir auf vielfältige Weise die Lebensumstände der Menschen vor Ort und treiben gleichzeitig die grüne Transformation Afrikas voran. Wir qualifizieren Frauen für nachhaltige Jobs und ermöglichen ihnen grüne Beschäftigungsmöglichkeiten. Denn Frauen spielen für die nachhaltige Entwicklung weltweit eine zentrale Rolle. Gesellschaften sind nur dann stabil und friedlich, wenn alle Menschen gleichberechtigt am politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Wenn Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer, mehr Verantwortung tragen und erwerbstätig sind, wirkt sich das positiv auf das Einkommen, die Ernährungssituation und die Bildungschancen von Familien aus. Das verbessert die Lebensqualität vor Ort – und somit auch die Resilienz und Stabilität verschiedener Weltregionen. Nachhaltige Beschäftigung, sinkende Emissionen, mehr Frieden, weniger Migration – von dieser Wirkungskette profitieren auch Deutschland und Europa.

Auch hier gilt also: Unterschiedliche Themen hängen eng zusammen. Deshalb verfolgt auch WE4D einen ganzheitlichen Ansatz und arbeitet sektor- und länderübergreifend sowie mit unterschiedlichen Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft, um für möglichst viele Menschen spürbare Wirkungen zu erzielen. In neun Ländern in Subsahara-Afrika bilden wir Frauen aus, unterstützen frauengeführte Firmen mit Trainings, Mentorings und Finanzierungen und entwickeln grüne Geschäftsmodelle mit und für Frauen. Zum Beispiel in der Landwirtschaft oder Fischerei, im Bereich erneuerbare Energien, in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft oder im Ökotourismus. Aber auch Sektoren wie Transport, Logistik oder Bau gehören dazu – vorausgesetzt, sie verfolgen einen Anspruch auf Nachhaltigkeit. So wirken wir einerseits dem Klimawandel entgegen und schaffen andererseits auch hier Perspektiven für eine lebenswerte Zukunft im eigenen Land.

Beschäftigungsförderung von Frauen für die grüne Transformation in Afrika (WE4D)

Auftraggeber
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kofinanziert durch
Europäische Union, Norwegen
Ort
Kamerun, Kenia, Malawi, Mosambik, Senegal, Südafrika, Tansania, Togo, Uganda
Laufzeit
2023 – 2027
Eine Frau in Arbeitskleidung und Schutzausrüstung bedient eine Holzbearbeitungsmaschine in einer Werkstatt mit bunter Wandmalerei.
Grüne Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen tragen auf vielen Ebenen maßgeblich zur nachhaltigen Entwicklung bei.
Eine Frau in Arbeitskleidung arbeitet an einem Elektromotor, im Hintergrund ein rotes Motorrad und mehrere Personen in einem Veranstaltungsraum.
Trainings für grünes Unternehmertum
Damit sie erfolgreicher am Markt agieren können, erhalten Unternehmerinnen in Kamerun, Kenia, Malawi, Mosambik, Senegal, Tansania, Togo und Uganda Unterstützung über die von der EU kofinanzierte Team-Europe-Initiative „Investing in Young Businesses in Africa – Women Entrepreneurship for Africa (IYBA WE4A)“, die von WE4D umgesetzt wird. Die teilnehmenden Frauen absolvieren Trainings zu besserer Unternehmensführung mit Fokus auf grünen und nachhaltigen Geschäftsideen, erhalten Zugang zu Finanzierungen und vergrößern ihre Netzwerke. Bisher profitierten 2.000 Unternehmerinnen von diesem Angebot. Frauenförderung, Wirtschaftsentwicklung und die grüne Transformation gehen hier Hand in Hand.
Eine Frau mit buntem Kopftuch steht in einer trockenen Landschaft neben einem kahlen Baum und fasst mit beiden Händen in die Äste. An der rechten Hand trägt sie einen großen roten Handschuh.
Gummiarabikum nachhaltig ernten
Gemeinsam mit dem lokalen Partner Acacia EPZ Limited und kofinanziert durch Norwegen unterstützt WE4D die Entwicklung der Gummiarabikum-Lieferkette in den semiariden Gebieten in Kenia. Frauen und junge Sammlerinnen durchlaufen Schulungen in nachhaltiger Gummiarabikum-Ernte, -Verarbeitung und Unternehmertum.

Sie erhalten im Rahmen des Projekts die notwendige Ausrüstung für die arbeitsintensive Ernte und lernen, aus den Abfällen Briketts herzustellen. Gleichzeitig werden sie darin bestärkt, lokale Geschäftsmodelle zu entwickeln – etwa für die Aggregation und Vermarktung von Gummiarabikum und anderen Produkten oder für Baumschulen zur Akazienaufforstung. 2.400 Menschen sollen so in nachhaltigen Jobs Arbeit finden und für 5.500 Menschen soll sich die Beschäftigungssituation verbessern. So schaffen wir Perspektiven für eine lebenswerte Zukunft für Frauen in Kenia.
Portraitfoto von Raihan Elahi.

„Bei Women Entrepreneurship for Africa (WE4A) mitzumachen, hat mich darin bestärkt, mein ,grünes‘ Unternehmen Libe Green Innovation weiterzuentwickeln und voranzubringen.“

Liberatha Kawamala
Portraitfoto Lokeny Adome

„Früher musste ich schwere Kohlensäcke über weite Strecken tragen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Heute verschafft mir das Sammeln von Gummiarabikum ein sicheres Einkommen. Ich kann meine Familie ernähren, ihre medizinische Versorgung bezahlen und meine Kinder zur Schule schicken – und das alles, ohne weit von zu Hause entfernt arbeiten zu müssen.“

Lokeny Adome

Durch das Vorgängervorhaben „Employment and Skills for Development in Africa" (E4D) konnten bereits 80.000 Personen in menschenwürdige Arbeit gebracht werden. Darauf aufbauend will WE4D bis 2027 über 18.000 weiteren Menschen zu einem Job in einem nachhaltig ausgerichteten Unternehmen und über 70.000 Personen zu einer verbesserten Beschäftigungssituation verhelfen. Genau wie EnDev ist auch WE4D über eine Multi-Geber-Partnerschaft finanziert, zu der neben Deutschland auch Norwegen und die EU gehören. Die Bündelung finanzieller Mittel kann auch hier dazu beitragen, erfolgreiche Maßnahmen zu skalieren und so noch deutlich mehr Menschen zu erreichen.

3 Fragen an Paz Velasco Velazquez

Portraitfoto Paz Velasco Velazquez

„Mit ihrem Schwerpunkt auf Wirkungen, Nachhaltigkeit und lokaler Eigenverantwortung leistet die GIZ einen wirksamen Beitrag zu den Zielen des auswärtigen Handelns der EU.“

Paz Velasco Velazquez

Warum arbeitet die EU mit der GIZ zusammen?

Die Zusammenarbeit mit der GIZ entspricht dem Team-Europe-Ansatz, mit dem die Stärken, die Expertise und die Ressourcen der Organe und Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie der Durchführungspartner gebündelt werden, um die kollektive Wirkung zu erhöhen.

Die EU setzt in Partnerschaft mit der GIZ Programme um, die hochwertige und messbare Ergebnisse erzielen und die auf die Prioritäten der EU ausgerichtet sind. Die GIZ verfügt über jahrzehntelange Erfahrung mit dem Management groß angelegter Entwicklungsinitiativen und hat im Rahmen einer transparenten, effizienten und wirkungsorientierten Zusammenarbeit Vertrauen aufgebaut. Zudem kommt die Zusammenarbeit den übergeordneten Zielsetzungen der Global-Gateway-Strategie der EU zugute, insbesondere indem sie die nachhaltige Entwicklung und das inklusive Wachstum fördert.

Die GIZ ist in der Lage, einen Zusammenhang zwischen dem politischen Dialog und der Durchführungspraxis herzustellen und darauf hinzuwirken, dass Partnerschaften zwischen den Stakeholdern unterschiedlicher Sektoren geschlossen werden – all dies macht sie zu einem starken Verbündeten bei der Realisierung gemeinsamer Ziele wie der Bekämpfung des Klimawandels, der Gleichberechtigung der Geschlechter und der Wirtschaftsentwicklung.

Was schätzt die EU an der GIZ?

Die EU wertschätzt die GIZ als eine zuverlässige und fähige Durchführungspartnerin mit umfassender Fachexpertise und einer starken Präsenz in den Partnerländern. Die Fähigkeit der GIZ, komplexe politische Zielsetzungen in konkrete, kontextspezifische Maßnahmen umzusetzen, macht sie zu einem wertvollen Partner für die Entwicklungszusammenarbeit der EU. Mit ihrem Schwerpunkt auf Wirkungen, Nachhaltigkeit und lokaler Eigenverantwortung leistet die GIZ einen wirksamen Beitrag zu den Zielen des auswärtigen Handelns der EU.

Welchen Wert sieht die EU in dem WE4D-Programm?

Das Programm WE4D nimmt zentrale Herausforderungen an der Schnittstelle zwischen Geschlechterungleichheit und grünem Wandel in Angriff, indem es Frauen befähigt, wirtschaftliche Chancen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu nutzen. Das Programm bietet praktische Lösungen, die zur wirtschaftlichen Resilienz, zur Realisierung der Klimaziele und zur inklusiven Entwicklung beitragen. Es legt den Schwerpunkt auf Beschäftigungseffekte für Frauen und ist daher eine relevante Initiative, die genau zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wird. Für die EU stellt das Programm WE4D einen partnerschaftlichen Rahmen für die strategische Kooperation dar, die darauf abzielt, im Einklang mit den Zielsetzungen der Global-Gateway-Strategie und dem EU-Aktionsplan für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau im auswärtigen Handeln der EU (GAP III) einen systemischen, gender-responsiven Wandel herbeizuführen.

Das Ganze im Blick

EnDev und WE4D: zwei Programme, die unterschiedliche globale Herausforderungen zusammendenken, Expertise und finanzielle Mittel bündeln und erfolgreiche Instrumente vervielfältigen. Dadurch erreichen sie großflächige Wirkungen – und machen so einen nachhaltigen Unterschied, von dem alle Beteiligten profitieren. Die beiden Beispiele zeigen, welche Vorteile es hat, wenn wir von Anfang an das große Ganze in den Blick nehmen: Was in einem Land funktioniert, kann in eine andere Region mit ähnlichen Herausforderungen übertragen werden. Was ein Geber finanziert, kann ein anderer mit weiteren Mitteln sinnvoll ergänzen. Wo es Verbindungen zwischen Sektoren gibt, können sich Schnittmengen bilden.

Wie bei einem Puzzle fügen sich die einzelnen Projekte und Aktivitäten zu einem großen Bild zusammen. Dadurch lassen sich komplexe Herausforderungen besser bewältigen – und vor allem insgesamt höhere Wirkungen erzielen. Weil das nachweislich funktioniert, werden wir künftig solche ganzheitlichen Ansätze noch gezielter verfolgen.

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