Begehrte Rohstoffe,
faire Förderung

Für die ökologische Wirtschafts­transformation sind Rohstoffe essenziell. Lateinamerika hat viele davon. Die GIZ unterstützt den Dialog zwischen allen am Abbau beteiligten und davon betroffenen Akteuren – damit Rohstoffe verantwortungs­voll, fair und sozial­verträglich gefördert werden.

Für eine gerechte Energi­ewende und klima­neutrale Wirtschaft werden Rohstoffe in gigantischen Mengen gebraucht: Kupfer und Silizium für Solar­anlagen, Lithium für Batterien oder auch grüner Wasser­stoff als chemischer Rohstoff und Energie­träger. Dabei ist es für das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) wichtig, dass diese Rohstoffe verantwortungs­voll, sozial­verträglich und transparent gefördert werden.

Der Import strategisch wichtiger Rohstoffe ist auf lange Sicht für Deutschland und die EU alternativ­los. Mit einem Anteil von rund 40 Prozent ist Latein­amerika die wichtigste Region für die weltweite Minen­produktion von Kupfer. Die Anden­länder beherbergen die Hälfte der globalen Lithium-Reserven. Außerdem gibt es in Brasilien optimale Bedingungen für die Produktion von grünem Wasser­stoff. Doch auch die lokale Bevölkerung in Latein­amerika muss davon profitieren. Dafür engagieren wir uns, unterstützen mit Wissen und bringen Partner miteinander in Kontakt.

Nachhaltigkeit der Rohstofflieferketten als politisches Ziel

Critical Raw Materials Act:

Mit dem Critical Raw Materials Act will die EU ihre Industrie konstant und nachhaltig mit kritischen Rohstoffen versorgen. Das soll unter anderem über die Stärkung von inländischen Liefer­ketten, die klare Priorisierung strategisch wichtiger Rohstoffe und Partner­schaften mit Nicht-EU-Ländern passieren, bei denen beide Seiten profitieren.

Eine Gruppe von Personen in Schutzkleidung steht vor einem weitläufigen Salzsee mit Verdunstungsbecken in bergiger Umgebung.
In Lateinamerika engagieren wir uns dafür, dass Rohstoffe verantwortungsvoll und sozialverträglich gefördert werden.
Drei Mal
so viel Nachfrage nach Kupfer wie aktuell wird es nach Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) aus dem Jahr 2021 bis voraussichtlich 2040 weltweit geben.

Mehr Dialog für weniger Zielkonflikte

Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Peru – in den Anden­ländern ist der Bergbau ein wichtiger Wirtschafts­faktor. In Peru und Chile hat der Export von Roh­stoffen einen Anteil von über 50 Prozent an den Gesamt­exporten. Doch immer wieder werden die Anwohner*innen nicht ausreichend mit Informationen zu Minen in ihrer Region versorgt. Als zwei Lithium-Minen im Salar de Atacama in Chile, einer Salzsenke in der Atacama­wüste, für die Bergbau-Zertifizierung von dem Bündnis IRMA geprüft wurden, war das anders. IRMA befragte die unmittelbar betroffenen Menschen in der Nähe der Minen im Vorfeld der Zertifizierung in Workshops zu ihren Informations­bedarfen. Im Anschluss erhielten sie Daten zu den Auswirkungen auf Wasser­vorkommen und biologische Vielfalt und Informationen zu konkreten Ansprech­partner*innen für eventuelle Beschwerden. Auf Veranstaltungen konnten die Betroffenen sich aktiv an Entscheidungen zu Verbesserungs­plänen beteiligen. Daraufhin wurde zum Beispiel der Beschwerde­mechanismus verbessert: Die Gemeinden können nun ohne Umwege direkt mit IRMA kommunizieren und ihre Anliegen vorbringen.

IRMA ist ein Bündnis von Unternehmen, Minen­betreibern und Non-Profit-Organisationen, das mit Zertifizierungen bessere Bedingungen im industriellen Bergbau erreichen will.

Das Projekt „Regionale Kooperation zur nachhaltigen Gestaltung des Bergbaus in den Anden­ländern (MinSus)“ hat dies möglich gemacht. Seit 2014 arbeitet die GIZ im Auftrag des BMZ daran, die angewandten Bergbau­standards angesichts sozialer, ökologischer und ökonomischer Aspekte zu verbessern. Gemeinsam mit der Bundes­anstalt für Geo­wissenschaften und Rohstoffe (BGR) machen wir die Informationen aus Zertifizierungs­verfahren von Minen für die unmittelbar betroffenen Menschen vor Ort nutzbar.

Um das zu erreichen, hat die GIZ gemeinsam mit der BGR und der Unterstützung der Wirtschafts­kommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) eine Arbeitsgruppe aus Verbänden, Organisationen, lokalen Nichtregierungs­organisationen und Expert*innen zusammengestellt. Diese hat zwei Jahre lang die wichtigsten Zertifizierungen unter die Lupe genommen. Heraus­gekommen sind zehn konkrete Empfehlungen, wie die Daten besser aufbereitet, mit zusätzlichen Informationen ergänzt und die Bewohner*innen einer betroffenen Region stärker in den Prozess eingebunden werden können. Zwei Zertifizierungs­programme haben die Empfehlungen in ihren Kriterien­katalog aufgenommen und die Prozesse angepasst – so auch beim Bergbau­projekt in Chile. Das hilft auch potenziellen Investierenden und Käufern der Rohstoffe: Ihnen geben Zertifizierungen Aufschluss, ob die Mine Umwelt- und Menschenrechts­standards erfüllt.

Regionale Kooperation zur nachhaltigen Gestaltung des Bergbaus in den Andenländern

Auftraggeber
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Ort
Argentinien, Bolivien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Peru
Laufzeit
2022 – 2025

3 Fragen an Aimee Boulanger

Portraitfoto von Aimee Boulanger

„Anreize, mehr zu tun, als nur Gesetze einzuhalten“

Aimee Boulanger

Aimee Boulanger ist Geschäftsführerin der Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA). Im Interview erklärt sie, wie überprüfte Standards Mehrwert schaffen – für die Unternehmen und die Menschen vor Ort.

Frau Boulanger, was genau steckt hinter IRMA?

Aimee Boulanger: Die Initiative ist ein gleich­berechtigtes Gremium, das zeigt, wie verantwortungs­voller Bergbau auf der ganzen Welt aussehen sollte. Auf der Basis von global anerkannten Standards überprüft das IRMA-System Berg­werke und veröffentlicht die Ergebnisse. So haben Kunden und Investoren in der Bergbau­industrie die Möglich­keit, Lücken zu erkennen und wichtige Anpassungen umzusetzen, die lokale Gemeinden und Minen­arbeiter fordern: Schutz der Menschen­rechte, sichere Arbeits­plätze, sauberes Wasser, gesunde Böden und eine florierende, vielfältige Wirt­schaft während und nach dem Bergbau.

Wie tragen freiwillige Standards zu einem nachhaltigen Bergbau bei?

Aimee Boulanger: Freiwillige Standards sollten staatliche Gesetze und Vorschriften ergänzen, nicht ersetzen. IRMA informiert über die Auswirkungen des Bergbaus und unterstützt Verbesserungen. Es schafft Anreize für Bergbau­unternehmen, mehr zu tun, als nur die Gesetze einzuhalten. Denn es rechnet sich, auf gute Praktiken zu setzen, die die Menschen und das Land besser schützen. Ein freiwilliger Standard kann auch als Modell für die Verbesserung der nationalen Bergbau­gesetze oder der internationalen Bergbau­vorschriften dienen.

Was hat das Projekt MinSus für IRMA verändert?

Aimee Boulanger: Zwischen 2020 und 2025 haben wir gemeinsam mit MinSus die Kommunikation an lokale Interessen­gruppen über die Auswirkungen von Bergbau­projekten in ihrer Region verbessert. Dafür wurden unter anderem neue Werkzeuge für die Kommunikation von Prüf­berichten an die Zivil­gesellschaft und die Inhaber von Schürfrechten in der Atacama-Region entwickelt. Seit 2025 werden diese Kommunikations­werkzeuge auch bei der Veröffentlichung von Prüfungs­berichten in Argentinien und Brasilien berücksichtigt. Weiterhin haben wir die Gesetz­gebungen in Peru und Chile mit den Anforderungen des IRMA-Standards verglichen, um zu schauen, wo es noch gesetzlichen Verbesserungs­bedarf gibt.

Doch zu MinSus gehört noch viel mehr. Das Projekt fördert die Beschäftigung von Frauen im Bergbau­sektor und verbessert das Steuer- und Abgabe­system. So können Länder möglichst gut vom Bergbau profitieren und nachhaltigere Technologien anwenden. Außerdem hat die GIZ ein Lithium-Forum organisiert. Hier kommen einmal pro Jahr Vertreter*innen aus Argentinien, Bolivien und Chile zusammen, um über aktuelle Fragen und Best Practices zu sprechen.

Die GIZ-Empfehlungen zu Zertifizierungen wirken:

  • Bergbauunternehmen haben ihre Standards erhöht, um sich dem IRMA-Audit­verfahren zu unterziehen. 14 Minen haben bereits teilgenommen, neun Minen befinden sich zurzeit im Audit­verfahren.
  • Bergbaugemeinden erhalten mehr Transparenz bezüglich der Auswirkungen der Bergbau­projekte.
  • IRMA hat ihre Prozesse angepasst, um lokale Akteure besser in den Zertifizierungs­prozess zu integrieren. Durch den besseren Austausch zwischen Schürfrecht­besitzer*innen, NGOs, Gewerkschaften und den Bergbau­gemeinden können alle Akteure Verbesserungen für das Audit­verfahren vorschlagen.
  • Deutsche und europäische Abnehmer werden durch die IRMA-Zertifizierung mit Informationen versorgt, um ihren eigenen Sorgfalts­pflichten (Due Diligence) in ihrer Liefer­kette gerecht zu werden.

Wasser schützen, Lithium verantwortungsvoll fördern

Ein Viertel der weltweiten Lithium-Produktion stammt aus der Salzwüste Salar de Atacama. Ein zentrales Problem in dem empfindlichen Öko­system ist die Wasser­knappheit. Auch der Abbau von Lithium erfordert Wasser. Um die Risiken der Lithium-Gewinnung zu verringern, wurde das Projekt „Responsible Lithium Partnership“ ins Leben gerufen. Mehrere große globale Unternehmen fördern die Initiative. In ihrem Auftrag hat die GIZ im Salar de Atacama zum ersten Mal rund 20 Interessen­gruppen an einen Tisch gebracht. Dieser „Tisch der vielen Akteure“, die „Mesa Multiactor“, besteht aus Vertreter*innen indigener Gemein­schaften, der Zivil­gesellschaft, der Wissen­schaft sowie dem öffentlichen und privaten Sektor. Die GIZ moderiert und koordiniert den runden Tisch.

Responsible Lithium Partnership

Auftraggeber
BASF, BMW Group, Daimler Truck AG, Fairphone, Mercedes-Benz Group AG, Volkswagen Group
Ort
Salar de Atacama, Chile
Laufzeit
2021 – 2025
Eine Person geht über eine helle Salzfläche, im Hintergrund zwei große Vulkane und ein flacher See mit einer Gruppe Vögel.
Die Salzwüste Salar de Atacama beherbergt ein Viertel der weltweiten Lithium-Reserven.

Ziel ist es, die Wasser­ressourcen im Salar de Atacama zu schützen und nachhaltiger zu nutzen. Zu diesem Zweck hat die „Mesa Multiactor“ einen Aktions­plan mit 30 Maßnahmen entwickelt. So regelt ein neues Kataster die Rechte der Wasser­inhaber*innen im Salar und sorgt damit für mehr Transparenz. Zusätzlich hat der runde Tisch mehr als 300 Studien und Berichte über das Wasser und die Beschaffen­heit im Salar de Atacama veröffentlicht. Auch neue Wasser­quellen wurden erschlossen: Die Gemeinde San Pedro de Atacama fängt mit einer neuen Methode Grau­wasser auf und bewässert damit ihre Felder. Eine Kampagne der „Mesa Multiactor“ zum sparsamen Umgang mit Wasser erreichte rund 200.000 Menschen, darunter neben der Lokal­bevölkerung auch überregionale Ziel­gruppen.

Der runde Tisch dient als Modell für die Zusammen­arbeit im Salar de Atacama. Seit Februar 2025 setzt die „Mesa Multiactor“ ihre Arbeit als unabhängige Stiftung fort und konzentriert sich weiterhin auf die nachhaltige Nutzung von Wasser und anderen Ressourcen.

Portraitfoto von Erika Muñoz

„Die kooperative Art und Weise, in der die Themen von Anfang an diskutiert wurden, hat es ermöglicht, soziales Kapital zu schaffen, Lösungen zu finden und einen konkreten Aktionsplan zu entwickeln, von dem alle Beteiligten profitieren.“

Erika Muñoz
Portraitfoto von Friederike Schön

„Der Erfolg der Responsible Lithium Partnership beweist, dass die Industrie die Kraft hat, positive ökologische und soziale Wirkungen zu erzielen. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Interessengruppen haben wir dazu beigetragen, den Grundstein für eine nachhaltigere Zukunft im Salar de Atacama zu legen. Wir freuen uns darauf zu sehen, wie die Mesa Multiactor diese wichtige Aufgabe weiterführt.“

Friederike Schön
Portraitfoto von Benigno Reyes

„Zu den wichtigsten Errungenschaften des Projekts gehören die Vernetzung bestehender Organisationen, die Verbesserung des Wassermanagements in der Landwirtschaft und die Sicherstellung, dass die Stakeholder besser informiert sind und so mehr Wissen haben.“

Benigno Reyes
Portraitfoto von Victoria Lindner

„Bei Mercedes-Benz glauben wir, dass Nachhaltigkeit in der Lieferkette durch Transparenz und Zusammenarbeit vorangetrieben wird. Die Responsible Lithium Partnership hat gezeigt, wie wichtig es ist, verschiedene Interessengruppen bei der Bewältigung komplexer Herausforderungen zusammenzubringen. Sie hat zu einem tieferen Verständnis der Menschenrechts- und Umweltrisiken im Salar de Atacama beigetragen und wirksame Lösungen ermöglicht. Wir sind stolz darauf, von Anfang an zu dieser wichtigen Initiative beigetragen zu haben, und freuen uns darauf, weitere Fortschritte zu sehen.“

Victoria Lindner

Deutsch-brasilianische Zusammenarbeit bei nachhaltigen Kraftstoffen

Rund 2.000 Kilometer weiter östlich, in der Gemeinde Toledo im süd­brasilianischen Bundes­staat Paraná: Wenn Ilmo Werle Welter hier über seine Schweine­farm blickt, hat er nicht nur den Geruch der Gülle in der Nase, sondern auch die Frage im Kopf, was er mit dieser machen soll. In der Region, die etwa so groß ist wie Luxemburg, produzieren rund 6.000 Landwirte jährlich etwa 13 Millionen Kubik­meter Gülle. Diese wird meist in nahe gelegene Lagunen eingeleitet, wo sie Wasser und Boden belastet.

Die Gülle soll für den Schweine­farmer bald zum Geschäfts­modell werden und gleichzeitig Teil der Energie­wende sein. Denn Welters Agrar­genossen­schaft Ambicoop ist Teil eines gemein­samen Kooperations­projekts der GIZ mit dem deutschen Unter­nehmen mele Biogas aus Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern. 52 Landwirte von Ambicoop sollen ihre Tierabfälle bald über ein eigens installiertes Rohr­system in eine nahe gelegene, neu errichtete Biogas­anlage ableiten.

Die Anlage für Ambicoop ist die erste von insgesamt 40 Biogas­anlagen, die in der Region ab Ende 2026 bis 2032 entstehen und insgesamt rund 30.000 Kubikmeter Biomethan pro Stunde produzieren sollen. Das ist etwa ein Viertel des gesamten Biomethans, das derzeit in ganz Deutschland her­gestellt wird. Die GIZ hat für das Groß­projekt die Machbarkeit der Herstellung von grünen Kraft­stoffen aus dem Biomethan und grünem Wasser­stoff entlang verschiedener Produktions­pfade geprüft. „Nun unterstützt die GIZ uns weiter, indem sie unser Projekt auf internationalen Events präsentiert und Publikationen erstellt. Das hilft uns sehr, weil wir so wichtige Netz­werke mit anderen möglichen Partnern aufbauen“, sagt Helmut Tündermann von mele Biogas in Brasilien.

Mit Hilfe der Anlagen­technik aus Deutschland produziert das Unternehmen aus der Gülle Biogas und bereitet es zu Biomethan auf. Durch die Kombination mit grünem Wasserstoff werden daraus grüne Kraftstoffe hergestellt. Diese können auch nach Deutschland transportiert werden. Eine Win-win-Partnerschaft für Brasilien und Deutschland.

Ein Windpark mit zahlreichen Windrädern in der Atacama Wüste in Chile.
Hohe Erträge aus Windenergie machen Brasilien zu einem idealen Ort für die Produktion von grünem Wasserstoff.

Grüner Wasserstoff

Optimale Voraussetzungen für grünen Wasserstoff

Grüner Wasserstoff ist für eine klima­freundliche Industrie unverzicht­bar. In Bereichen, wo direkte Elektrifizierung schwierig ist, ermöglicht grüner Wasserstoff es, die CO₂-Emissionen deutlich zu verringern. Das betrifft den Luft- und Schiffs­verkehr, die Stahl­industrie oder die Herstellung von Zement und Dünger. Zudem trägt grüner Wasserstoff als Strom zur Versorgungs­sicherheit bei.

„Brasilien hat riesengroßes Potenzial für die Produktion von grünem Wasser­stoff und ist als Partner für Deutschland sehr interessant“, sagt Markus Francke, Leiter des großangelegten Wasserstoff­projektes H2Brasil. „Es ist ein Industrieland, hat viele Fachkräfte und die Erträge aus Wind- und Sonnenenergie sind hier so gut, dass bereits 90 Prozent der elektrischen Energie aus erneuer­baren Quellen stammen.“

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen­arbeit und Entwicklung (BMZ) hat dies früh erkannt. Bereits 2021 wurde die GIZ beauftragt, mit H2Brasil das Land dabei zu unterstützen, eine grüne Wasserstoff­wirtschaft aufzubauen. Mittlerweile gehört zu den Wasserstoff­projekten der GIZ in Brasilien auch das Programm H2Uppp des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), das deutsche Unternehmen vor Ort bei der Umsetzung von grünen Wasserstoff-Projekten unterstützen soll. Die GIZ berät Ministerien und Verbände, entwickelt Forschungs­projekte mit Universitäten und organisiert Schulungen. Wir vernetzen nicht nur Produzenten in Brasilien mit deutschen Abnehmern, sondern bringen auch deutsche Ingenieurs­technik nach Brasilien. „Wichtig ist, dass immer beide Seiten profitieren“, sagt Markus Francke.

Eine eingezäunte Pilotanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff steht am Rande eines Berghangs. Auf einem der verschiedenen, miteinander verbundenen Kessel ist die Aufschrift H2 zu lesen.
Grüner Wasserstoff hat großes Potenzial für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Um die Forschung zu fördern, hat die GIZ gemeinsam mit der Bundesuniversität UNIFEI in Itajubá das erste grüne Wasserstoffzentrum Brasiliens errichtet.
Portraitfoto von Jens Hüren

„Der Beitrag der GIZ war für die Entwicklung des Sektors für grünen Wasserstoff in Brasilien von mitentscheidender Bedeutung: Sie trug dazu bei, den Grundstein für die Entwicklung der gesetzlichen Regelungen für den Sektor zu erstellen, die Technologien in Pilotanlagen zu demonstrieren und Wissen über Brasiliens Potenzial zu verbreiten.“

Jens Hüren
Portraitfoto von Paula Alvarebga

„Grüner Wasserstoff ist ein zentrales Element zur Dekarbonisierung der Wirtschaft und daher sowohl für Deutschland, das saubere und wettbewerbsfähige Energie benötigt, als auch für Brasilien, das sich als grüne Energiepotenz und führender Akteur dieser neuen Wirtschaft positioniert, von entscheidender Bedeutung. Das Projekt H2Brasil dient als Instrument, um diese für beide Seiten vorteilhafte Verbindung zu fördern, Innovationen und Zusammenarbeit voranzutreiben und die Energiewende zu ermöglichen.“

Paulo Alvarenga
Portraitfoto von Fabiola Corria

„Fossile Kraftstoffe werden aus Klimaschutzgründen bald nicht mehr akzeptabel sein. Unsere Pilotanlage für die Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen entstand in Kooperation mit dem Projekt H2Brasil. Die Zusammenarbeit mit der GIZ ist für uns ein großer Gewinn. Sie ermöglicht es, unsere Forschungen erheblich zu erweitern.“

Fabíola Correia de Carvalho

Die Liste der Erfolge, die die Wasserstoff-Vorhaben vorweisen können, ist lang. An der Bundes­universität von Santa Catarina ist ein Wasserstoff-Testlabor für die industrielle Anwendung und im Bundesstaat Minas Gerais das erste grüne Wasserstoff­zentrum Brasiliens entstanden – mit 300 Kilowatt großem Elektrolyseur und Wasserstoff­tankstelle. Auch soll die erste kommerzielle Anlage für die Herstellung von nach­haltigem Flug­kraftstoff in Brasilien entstehen: Seit Oktober 2024 treibt die GIZ zusammen mit dem brasilianischen Unternehmen Geo bio gas&carbon die industrielle Produktion von synthetischem Kerosin aus organischen Abfällen voran. Der nachhaltige Flug­treibstoff wird mit Hilfe von grünem Wasserstoff und vorhandenem CO2 hergestellt und bietet eine Alter­native zu fossilen Kraftstoffen. Dadurch ermöglicht er massive CO2-Einsparungen im Luftfahrt­sektor. Dabei ist es entscheidend, dass entlang der neuen Wert­schöpfungs­ketten auf nachhaltige Praktiken geachtet wird. Diese müssen durch klare Kriterien definiert und durch Zertifizierungen sowie regelmäßige Audits sichergestellt werden. Die GIZ arbeitet deshalb mit privaten Unternehmen zusammen, um die hohen Standards umzusetzen.

Nur durch die Entwicklung neuer Produktions­methoden für nachhaltige Flug­kraftstoffe können die von der EU und anderen internationalen Organisationen festgelegten CO2-Reduktionsziele im Langstrecken­flugverkehr erreicht werden. Die Privatwirtschaft hat das Potenzial erkannt: Achtzig Prozent der Investitionen in die erste kommerzielle Anlage zur Herstellung nachhaltiger Flug­kraftstoffe kommen von Geo bio gas&carbon. Unternehmen profitieren von der Innovations­kraft des Projekts, dem Netzwerk der GIZ vor Ort und unserer Fachexpertise.

develoPPP-Projekt zur Produktion von nachhaltigem Flugtreibstoff aus Biomasse (SAF)

Auftraggeber
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen­arbeit und Entwicklung (BMZ)
Ort
Brasilien
Laufzeit
2024 – 2027

Ob auf den Feldern Brasiliens, in den Minen Perus oder der Atacama­wüste Chiles – mit unserer Arbeit tragen wir dazu bei, alle relevanten Akteure zum Thema Rohstoff­förderung in Latein­amerika zusammen­zubringen. Unser Ziel: den Dialog unterstützen und so potenzielle Ziel­konflikte reduzieren. Für einen ver­antwortungs­vollen und sozial­verträglichen Umgang mit den wert­vollen Ressourcen unseres Planeten.

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