Neue Unternehmenswelten entdecken
Wie Manager durch Kontakte zur deutschen Wirtschaft neue Erfahrungen sammeln und Ideen für ihr eigenes Unternehmen entwickeln.
Die Mexikanerin Elizabeth Rosado hatte eigentlich nicht vor, Unternehmerin zu werden. Mit einem Studium der Anthropologie verfolgte sie zunächst andere Pläne. Dass sie einmal den Familienbetrieb übernehmen und sie das Geschäft sogar begeistern würde, konnte sie sich damals nicht vorstellen.
Heute ist sie Mitte dreißig und Chefin eines florierenden Kleinbetriebs namens Tropical Honey, der vor allem Honig, aber auch andere Naturprodukte herstellt. Inzwischen versüßt ihr yucatanischer Honig nicht nur mexikanische Mahlzeiten, sondern auch den deutschen Frühstückstisch. Das ist in erster Linie ihrem unermüdlichen Einsatz und Elan zu verdanken, aber auch einer sehr nützlichen Fortbildung in Deutschland.
Über Jahre hinweg steckte sie viel Zeit in die Entwicklung ihrer unternehmerischen Kompetenzen, um fit für ihr Geschäft zu werden und zu bleiben. Darunter waren diverse Fortbildungen in Management. „Mir ist wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu sein und mich ständig weiterzubilden. Ich möchte mein Unternehmen mit der besten Strategie führen“, sagt sie.
Wertvolle Erfahrungen für zu Hause
Unter den Fortbildungen war ein Programm für ausländische Manager*innen in Deutschland, bei dem Rosado neben zahlreichen neuen Kontakten viele nützliche Tipps und Ideen zurück nach Mexiko brachte. Sie sei beeindruckt gewesen von der deutschen Systematik und habe sich deshalb eine neue Software entwickeln lassen, um die Unternehmensabläufe zu optimieren sowie Einkauf und Verkauf besser zu planen und zu steuern. „Das Programm hat mich dazu inspiriert, organisierter zu werden“, sagt sie im Rückblick.
So wie Elizabeth Rosado haben schon tausende Führungskräfte aus aller Welt davon profitiert, einen Blick in die deutsche Unternehmenswelt zu werfen. Mehr als 13.000 haben inzwischen am Managerfortbildungsprogrammes Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) teilgenommen – und dabei wertvolle Erfahrungen für das Unternehmen zu Hause gesammelt.
Austausch seit mehr als 20 Jahren
Das Programm startete 1998 mit Russland als erstem Partnerland, inzwischen beteiligen sich 19 Länder daran, zuletzt kam Chile dazu. Ziel ist es, ausländischen und deutschen Unternehmern den Zugang zum jeweils anderen Markt zu erleichtern – und gleichermaßen Nutzen daraus zu ziehen. Die GIZ koordiniert das Programm im Auftrag des BMWi.
Vier Wochen verbringen die ausländischen Führungskräfte in Deutschland und stärken dabei ihre Managementkompetenzen, verbessern ihr Auftreten in der Geschäftswelt, verfeinern Verhandlungstechniken und machen sich mit der deutschen Unternehmenspraxis vertraut. Durch das erlernte Know-how machen sie ihre Unternehmen wettbewerbsfähiger und werden so zu attraktiven und zuverlässigen Handelspartnern für die deutsche und die internationale Wirtschaft. Aus den Kontakten über Alumni-Verbände entwickeln sich zudem häufig dauerhafte Beziehungen und Wirtschaftskooperationen.
Weltweit den Horizont erweitern
Aber die Besuche sind nicht mehr einseitig, wie das in den ersten Jahren der Fall war. Inzwischen reisen auch deutsche Führungskräfte mit dem Programm ins Ausland. Mit Russland und China besteht schon ein langjähriger Austausch, seit 2017 reisen deutsche Manager auch nach Mexiko, um dort Vertreter der Wirtschaft kennenzulernen und ihren Horizont zu erweitern. Ob von Deutschland ins Ausland oder von anderen Weltgegenden nach Deutschland – die Unternehmer empfinden die Fortbildung in der Regel als lohnende Sache und Bereicherung.
Elizabeth Rosado konnte durch die neue Software und einige andere Neuerungen, zu denen sie ihr Deutschlandbesuch angeregt hat, nicht nur die Zahl ihrer Mitarbeiter*innen um die Hälfte auf jetzt 20 erhöhen. Sie hat auch den Umsatz mit ihren mexikanischen Naturprodukten um 30 Prozent gesteigert. Rosado ist inzwischen eine Vollblut-Unternehmerin, nicht zuletzt wegen ihres Drangs, immer weiter zu lernen. Man könnte auch sagen: Sie hat ordentlich Honig aus ihren Begegnungen in Deutschland gesaugt.