Blockchain für mehr Transparenz und Sicherheit
Wie nachhaltige Entwicklung mit neuen digitalen Technologien vorangetrieben werden kann, ergründet das Blockchain Lab der GIZ.
„Wir betrachten Blockchain als interessante Technologie, die unter Umständen sehr große Veränderungen mit sich bringen wird“, sagt Franz von Weizsäcker, Leiter des Blockchain Labs der GIZ. Angesiedelt im Impact Hub Berlin, untersucht das Lab seit Anfang 2018 den Mehrwert dieser digitalen Technologie für die Entwicklungszusammenarbeit.
Einige Experten gehen von einem Innovations- und Veränderungspotenzial aus, das vergleichbar ist mit dem Siegeszug des Internets. Die Entwicklung von immer neuen Anwendungen auf Basis der Blockchain-Technologie sowie erste Projekte in verschiedenen Sektoren unterstreichen ihre hohe Dynamik.
Was ist eine Blockchain?
Zu Beginn einer Blockchain steht ein Netzwerk, dessen Mitglieder Daten und Werte sicher über das Internet austauschen möchten. Das kann der Abschluss einer Versicherung, die Miete eines Autos oder der Verkauf eines Grundstücks sein. Alle Informationen werden dezentral in Blöcken abgespeichert und bilden eine stetig wachsende Kette („Chain“). Sie liegen nicht auf einem Server, sondern sind über viele Computer verteilt.
Dieses Datenverarbeitungssystem gehört niemandem, es ist autonom. Durch Verschlüsselungsalgorithmen kann keiner die Daten im Nachhinein verändern oder fälschen. Das ist ein Unterschied zu herkömmlichen Datenbanken, bei denen beispielsweise Administratoren Zugriff haben. Die Blockchain ist transparent und nachvollziehbar, da alle Transaktionen zwischen den Teilnehmern abgewickelt werden. Diese Technologie spart Kosten, Zeit und Ressourcen.
Mehrwert für UN-Nachhaltigkeitsziele
Das GIZ Blockchain Lab ergründet, welchen Mehrwert die Blockchain-Technologie für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bietet. Denn gerade im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit bietet die Technologie Pluspunkte, die für Stabilität und Vertrauen in zunehmend digitalisierten Gesellschaften sorgen können. Durch ihre technologische Beschaffenheit als neutrale und dezentrale Plattformen ermöglichen die Blockchains einen unabhängigen und verlässlichen Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Akteuren. Das können Privatunternehmen, Institutionen oder auch Staaten sein.
Die Anwendungen reichen von der relativ simplen, zeitlichen Erfassung von Ausgaben im öffentlichen Sektor über verlässliche Bildungs- oder Grünstromzertifikate bis hin zu Blockchain-Plattformen für effizienteren internationalen Handel. Die Blockchain entfaltet ihr volles Potenzial erst, wenn sie mit anderen digitalen Technologien kombiniert wird, zum Beispiel internetfähigen Sensoren oder künstlicher Intelligenz. Daher erforscht das Lab auch weitere Technologien, um sich ein ganzheitliches Bild der positiven Möglichkeiten von digitalen Innovationen machen zu können.
Den sozialen Aspekt im Blick
Blockchains werden auch als soziale Technologien verstanden, da sie ein neues Level an Inklusion und Partizipation schaffen können. Das Lab ist daher breit aufgestellt. Es bietet nicht nur Informatikwissen, sondern forscht auch aus sozialwissenschaftlicher, politischer und philosophischer Perspektive. Es setzt zudem auf die Kooperation unterschiedlicher Akteure: Entwicklungsexperten, Regierungsinstitutionen, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Start-ups tragen dazu bei, die wirtschaftlichen, rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen zu entwickeln. Ende 2018 umfasste das Kooperationsnetzwerk des Labs über 200 Akteure, darunter neun Bundesressorts, die EU und die Weltbank.
Digitale Landregistrierung in Georgien
In Georgien arbeitet die GIZ im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums daran, zusammen mit der Regierung das Rechtssystem zu reformieren. Eine wesentliche Voraussetzung für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ist Rechtssicherheit. So wird in Georgien sukzessive das Landkatastersystem auf die Blockchain-Technologie umgestellt. Konkret bedeutet das, dass alle Landtitel des kaukasischen Staats nach und nach auf einer Blockchain gespeichert werden. So soll Manipulation und Korruption verhindert und damit das Vertrauen von Bevölkerung und Investoren in die nationale Landbehörde gefördert werden.
Rund eine Million Vorgänge wurden bereits registriert. Georgien möchte noch einen Schritt weitergehen: Künftig sollen Grundstücksgeschäfte vollständig über die Blockchain abgewickelt werden – inklusive Identitätsnachweis der Käufer und Verkäufer. Rund 3,7 Millionen Einwohner*innen Georgiens profitieren perspektivisch von der transparenten, sicheren und effizienteren Landregistrierung. Der Rechtsrahmen für die Umstellung auf die Technologie wurde von der GIZ entwickelt – und damit juristische Pionierarbeit geleistet.
Nachhaltige Gewürzlieferkette in Sri Lanka
In Sri Lanka sorgt ein Digitalprojekt für nachhaltige Produktions- und Lieferketten. Mittels eines eigens entworfenen Systems werden Daten aus der Gewürzproduktion in einer Blockchain übertragen. Dadurch ist Transparenz gewährleistet, Lieferanten können besser miteinander arbeiten und falsche Zertifizierungen werden vermieden. Kunden erhalten einen überprüfbaren Einblick in die Produktqualität und -herkunft. Und für Kleinbauern und -bäuerinnen schaffen verbesserte Absatzmöglichkeiten mehr Einkommen.
Klimarisikoversicherung für indische Landwirte
Ein weiteres Vorhaben zielt darauf ab, das Vertrauen von Konsumenten in die landwirtschaftlichen Lieferketten zu sichern und die Bäuerinnen und Bauern zu stärken. Zu diesem Zweck entwickelt das Projekt eine Blockchain-basierte Anwendung, mit der Waren genau verfolgt werden können. Zudem werden Erzeuger, die eine bestimmte Art der umweltfreundlichen und profitablen Landwirtschaft betreiben, durch eine Klimarisikoversicherung abgesichert. Dadurch ist ein Mindesteinkommen auch bei Wetterextremen garantiert.
Blockchain Lab: Innovative Lösungen für nachhaltige Entwicklung