Kenias Abfall-Pioniere
Ein Vorbild für nachhaltiges Abfallmanagement ist das Recyclingunternehmen TakaTaka Solutions in Kenias Hauptstadt. Beraten wurde es von einem Experten der GIZ.
Wenn die orangefarbenen Wagen von TakaTaka Solutions durch Nairobi fahren, ist nicht auf den ersten Blick klar, dass hier Abfall-Pioniere unterwegs sind. Takataka ist Suaheli für Abfall. Mehr als 4.000 Tonnen davon fallen täglich in der geschäftigen Hauptstadt Kenias, mit sieben Millionen Menschen im Großraum Nairobi, an. Viele verbrennen den Müll, vergessen ihn am Straßenrand oder schmeißen ihn in den nächstgelegenen Fluss – oftmals mit schwerwiegenden Folgen für Umwelt und Gesundheit. Ressourcen und Wissen für ein funktionierendes Abfallmanagement gibt es wenig.
Die wenigen Müllwagen in Nairobi sammeln die Reste ein und füllen Deponien auf, die kontinuierlich weiterwachsen. TakaTaka Solutions hat einen neuen Weg eingeschlagen und in den vergangenen acht Jahren ein System der Recyclingwirtschaft entwickelt. Andreas Kaiser hat das Unternehmen dabei begleitet. Er hat bis Ende 2018 als Integrierte Fachkraft an der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Nairobi gearbeitet – vermittelt über das ExperTS-Programm der GIZ.
95 Prozent des Abfalls werden recycelt
Andreas Kaiser hat in Kenia das Umwelt-Kompetenzzentrum der AHK als zentrale Anlaufstelle für deutsche und europäische Anbieter nachhaltiger Technologie und Know-how ausgebaut. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag dabei auf Abfallwirtschaft. Zusammen mit seinem Team vernetzte er europäische mit ostafrikanischen Kooperations- und Geschäftspartnern und brachte Unternehmen und Projekte der deutschen und europäischen Entwicklungszusammenarbeit zusammen. Außerdem veröffentlichte er spezifisches Branchenwissen in Marktstudien und organisierte eine Vielzahl von Veranstaltungen mit dem Fokus auf umweltfreundliches Wirtschaftswachstum, u. a. für verschiedene Bundesministerien.
„Zwischen Kairo und Südafrika findet man das Geschäftsmodell von TakaTaka Solutions nicht noch einmal – mit einer Recyclingquote von 95 Prozent des gesammelten Abfalls“, weiß Andreas Kaiser. Er beriet das Unternehmen und seinen Gründer Daniel Paffenholz, der deutsche Wurzeln hat. Und er stellte TakaTaka Solutions bei Veranstaltungen potenziellen Kunden vor. Durch die vermittelten Kontakte kann die Firma seit dem Jahr 2017 monatlich rund 50 Tonnen Abfall zusätzlich verwerten, ein Plus von rund fünf Prozent. Das entspricht einer Einsparung von rund 84.000 Tonnen Treibhausgasen jährlich, wenn man die eingesparten Emissionen, Energie und Ressourcen umrechnet.
Aus organischen Resten wird Dünger
Der Betrieb beschäftigt inzwischen mehr als 200 Menschen. In der Sortierhalle arbeiten hauptsächlich Frauen, sie werfen gezielt die Reste in verschiedene Säcke: Papier, Kunststoff, Metall, Glas. Etwa 40 Tonnen landen hier täglich. Organische Abfälle machen mehr als die Hälfte der Menge aus. Etwa zehn Prozent der organischen Abfälle kaufen Schweinezüchter. 90 Prozent werden kompostiert und schließlich als organischer Dünger an Bauern verkauft. Firmengründer Paffenholz und GIZ-Experte Kaiser sind von der Kreislaufwirtschaft überzeugt: TakaTaka Solution kann zeigen, wie negative Umweltauswirkungen der wachsenden Metropolen eingedämmt werden können.
Über das ExperTS-Programm
Das Programm wird vom Bundesentwicklungsministerium gefördert und von der GIZ gemeinsam mit den Auslandshandelskammern und Delegationen der Deutschen Wirtschaft umgesetzt. Weltweit beraten die durch das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) vermittelten Expert*innen in rund 30 Entwicklungs- und Schwellenländern deutsche, europäische und lokale Unternehmen zu entwicklungspolitischen Themen. Einer der Schwerpunkte liegt dabei auf Energie und Umwelt. Im Jahr 2018 gab es weltweit 44 Kooperationsprojekte und mehr als 2.100 Interessierte wurden in Einzelberatungen unterstützt.