KLIMABEDINGTE MIGRATION: WENN DIE NATUR DIE LEBENSGRUNDLAGE ENTZIEHT
SCHON IMMER HAT DAS KLIMA MENSCHLICHE MIGRATIONSBEWEGUNGEN BEEINFLUSST. IN ZUKUNFT ABER, DARIN IST SICH DIE FACHWELT EINIG, WIRD DER EINFLUSS DES KLIMAWANDELS WEITER ZUNEHMEN. MENSCHEN VERLASSEN IHRE HEIMAT, WEIL ÜBERSCHWEMMUNGEN, WIRBELSTÜRME ODER DÜRREN IHRE LEBENSGRUNDLAGE MEHR UND MEHR ZUNICHTEMACHEN. 2016 HABEN WELTWEIT RUND 23,5 MILLIONEN MENSCHEN* NACH EXTREMEN WETTEREREIGNISSEN SCHUTZ AN EINEM ANDEREN ORT GESUCHT – MEIST INNERHALB DES EIGENEN LANDES.
FIDSCHI: UMSIEDLUNG BEGLEITEN
Tiefliegende Küstengebiete sind besonders gefährdet. Bereits heute sind 50 Staaten rund um den Globus vom steigenden Meeresspiegel bedroht. Vorsorge bedeutet hier häufig Umsiedlung. In Fidschi (Südwestpazifik) entwickelt die GIZ im Auftrag des BMZ und der EU Richtlinien, wie sich die Umsiedlung von Gemeinden am besten planen und organisieren lässt .
Bei der Auswahl der neuen, höher gelegenen Standorte werden die betroffenen Bewohner, die Zivilgesellschaft und die beteiligten nationalen und lokalen Behörden von Anfang an intensiv miteinbezogen.
EXTREMEN WETTEREREIGNISSEN STANDHALTEN
Narikoso, ein 100-Seelen-Dorf auf der Insel Ono, ist die erste Gemeinde, deren Umsiedlung die GIZ intensiv begleitet. Einige Häuser stehen bereits dauerhaft unter Wasser. Geologen prüfen, ob es an den neuen Standorten Wasserquellen und ausreichend Weide- und Ackerflächen gibt. Häuser und Schulen werden so gebaut, dass sie extremen Wetterereignissen besser standhalten. Und mit hitzeverträglicheren Obst- und Gemüsesorten und alternativen Bewässerungstechniken wird die Grundlage für eine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln und zusätzliches Einkommen gelegt.
2018 ziehen die ersten Familien um: immer noch in Sichtweite zu ihrem alten Dorf, nun aber höher gelegen und damit sicher. Die Erfahrungen, die das Dorf dabei macht, sind extrem wertvoll für die Zukunft der gesamten Region. Allein in Fidschi steht rund 60 Gemeinden eine klimabedingte Umsiedlung bevor.
BANGLADESCH: SOZIALEN ZUSAMMENHALT STÄRKEN
Vertrieben im eigenen Land sind auch geschätzte sechs Millionen Menschen in Bangladesch: von Sturmfluten, zunehmender Versalzung der Böden und sinkendem Grundwasserspiegel. Untergekommen sind sie in den großen Städten. Doch wirklich angekommen sind die meisten nicht.
Sie hausen an Straßen, Bahnlinien oder auf Abfallhalden und konkurrieren mit den Einheimischen um Arbeit, Wohnung, Bildungschancen. In Khulna und Rajshahi, den dritt- und viertgrößten Metropolregionen des Landes, machen diese Binnenmigranten rund 70 Prozent der Slumbewohner aus.
KONFLIKTE VERHINDERN; LEBENSBEDINGUNGEN VERBESSERN
Wie lassen sich hier Konflikte verhindern, wie die Lebensbedingungen für alle Menschen spürbar verbessern? Dazu unterstützt die GIZ das Land im Rahmen der BMZ-Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“. In Khulna und Rajshahi werden Stadtverwaltung, Nachbarschaftsorganisationen und städtische Komitees darin geschult, gemeinsam Entwicklungen anzustoßen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.
So bieten etwa Baumaßnahmen für die dringend benötigte Infrastruktur, wie Brunnen oder Entwässerungsgräben in den Slums, den neu Hinzugezogenen und Alteingesessenen vorübergehend Arbeit und Entlohnung. In Kooperation mit lokalen Unternehmen werden zudem Programme zur beruflichen (Weiter-)Bildung entwickelt, die der örtliche Arbeitsmarkt braucht und die den Menschen eine Zukunftsperspektive eröffnen.
* Internal Displacement Monitoring Center (2017): Global Report on Internal Displacement