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Foto: Ein Mann mit Helm und Uniform notiert an einem Grenzübergang etwas auf einem Blatt. Neben ihm stehen weitere Männer in Uniformen. Im Hintergrund sind Männer in langen Gewändern an einem Schlagbaum zu sehen.
© Stabilisation Platform, Lukasz Mackiewicz

Tschadsee-Region: Den Weg frei machen

Ein wiedereröffneter Grenzübergang zwischen Nigeria und Kamerun gibt den Menschen Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Boko-Haram-Terror.

Grafik: GIZ: SDG 16 Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Fotos von ausgebrannten Schulen, Polizeigebäuden und Wohnhäusern erinnern an die schrecklichen Zeiten in Banki. Düster, wie die ausgebrannten Fensterhöhlen. Die nigerianische Stadt im Bundesstaat Borno, direkt an der kamerunischen Grenze, war im September 2014 von der Terrororganisation Boko Haram eingenommen worden. Dasselbe Jahr, in dem die Entführung von 276 nigerianischen Schülerinnen aus Chibok weltweit für Schlagzeilen sorgte.

Kartenausschnitt mit Niger, Tschad, Nigeria und Kamerun. Der Grenzübergang Banki -Amchidé ist markiert.
© AA, PREVIEW

Für die Terroristen war Banki ein strategisch wichtiger Ort beim Versuch, das Gebiet jenseits des Landes zu kontrollieren. Die Grenze zwischen Nigeria und Kamerun wurde damals geschlossen. Und die Hauptstraße der Kleinstadt, einst ein blühendes Geschäftsviertel im Handel rund um das Dreiländereck Tschad, Nigeria und Kamerun, verwandelte sich in ein verlassenes Trümmerfeld. Menschen starben, Familien flohen und wurden ihrer Lebensgrundlage beraubt.

Sieben Jahre später, im Januar 2021, ist die Grenze zu Kamerun wieder geöffnet. Die für die Tschadsee-Gegend wichtige Verbindung ist unter anderem für den regionalen Handel ganz wesentlich. Auf Bankis Hauptstraße ist das Leben zurückgekehrt. Die Grundschule leuchtet gelb mit einem roten Dach, Marktstände sind aufgebaut und die Grenztruppen haben eine neue Unterkunft. Mehrere Tausend Menschen sind in das von Terroristen befreite Gebiet zurückgekehrt und die nigerianischen Sicherheitsbehörden kontrollieren die Grenzregion.

Nach dem militärischen Erfolg der nigerianischen Truppen gegen Boko Haram in der Region von Banki hat die regionale Strategie für Stabilisierung, Wiederaufbau und Resilienz der Afrikanischen Union gemeinsam mit der Tschadseebecken-Kommission den Weg für die positive Entwicklung im Grenzgebiet bereitet. Um die Umsetzung der Strategie zu unterstützen, haben die EU, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Schweden und Deutschland in der Tschadsee-Region eine sogenannte regionale Stabilisierungsfazilität etabliert. Konzipiert wurde sie vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und dem Auswärtigen Amt, unterstützt durch Fachleute der Stabilisation Platform (SPF).

Stabilisation Platform

Stabilisierung erfordert Hochrisiko-Projektarbeit. Es geht um Orte, in denen die Sicherheitslage extrem schwierig ist und wo oft nur Militär oder humanitäre Akteure Zugang haben – wie zum Beispiel in der vom Boko-Haram-Terror erschütterten Tschadsee-Region. Um hier handlungsfähig zu sein, ist besondere Fachexpertise erforderlich – etwa für Monitoring, Steuerung und Analyse. Dabei unterstützt die Stabilisation Platform (SPF). Die SPF wurde 2021 im Auftrag des Auswärtigen Amts als eigene Marke gegründet. Sie wird von der GIZ bereitgestellt und besteht aus praxiserprobten Expertinnen und Experten, die ihre Erfahrung in den Dienst der Außen- und Sicherheitspolitik stellen. Das SPF-Team unterstützt mit seinem breiten Know-how aus der weltweiten Projektarbeit – gerade auch in fragilen Kontexten – das Auswärtige Amt. Es berät fachlich, pilotiert neue Instrumente und unterstützt operativ.

Gemanagt wird die Fazilität vom UNDP. Ziel ist es, lokale Sicherheit zu verbessern und den Wiederaufbau staatlicher Strukturen zu ermöglichen – und damit auch grundlegende Dienstleistungen für die Menschen, etwa Bildung und medizinische Versorgung. Ein Komitee aus Vertreterinnen und Vertretern der lokalen Behörden, der Zivilgesellschaft und von Sicherheitskräften koordiniert die Aktivitäten. Beispielsweise hat es dafür gesorgt, dass eine Umfriedungsmauer zum Schutz vor Boko-Haram-Angriffen sowie neue Polizeiposten und Schulräume gebaut wurden. Das lokale Komitee hat auch Menschenrechtsfortbildungen für Sicherheitskräfte organisiert. Und es sorgt dafür, dass Startkapital für kleinere Handwerksbetriebe und Geschäfte verteilt wird, damit die lokale Wirtschaft in Schwung kommt. Die zentrale Idee ist, dass die Erfolge direkt den Regierungen in der Region zugeschrieben werden, damit in dieser fragilen Situation das Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Strukturen wachsen kann. Das SPF-Team unterstützt das Auswärtige Amt in der Steuerung und kontinuierlichen Weiterentwicklung der Fazilität.

„Die Stabilisation Platform liefert spezialisierte Expertise für die Umsetzung von Projekten in Ländern und Regionen mit den schwierigsten Bedingungen – wie etwa in Syrien, im Jemen oder im Sahel. Damit ist sie ein wertvolles Instrument für unser Handeln in Krisenkontexten mit dem Ziel, einen konkreten Beitrag zu politischen Lösungen zu leisten und Wege zum Frieden zu eröffnen. Diese Art der Projektarbeit ist sehr anspruchsvoll und manchmal riskant. Anpassungsfähige Steuerung und Analysefähigkeit sind unerlässlich für die Auswahl richtiger Handlungsoptionen. Vor diesem Hintergrund haben wir die GIZ beauftragt, uns das benötigte Fachwissen zur Verfügung zu stellen, zugeschnitten auf die besonderen Anforderungen der Außen- und Sicherheitspolitik.“

Porträtfoto: Ricklef Beutin.
Ricklef Beutin,Auswärtiges Amt, Abteilungsleiter für Krisenprävention, Stabilisierung, Friedensförderung und humanitäre Hilfe
(© Ricklef Beutin)

Folgen des Boko-Haram-Terrors

In den vergangenen 12 Jahren wurden im Nordosten Nigerias rund 30.000 Menschen getötet, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben und bis zu zehn Millionen Männer, Frauen und Kinder sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als 800.000 Menschen leben immer noch in von Boko Haram kontrollierten Gebieten.

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