Wasser ist ein kostbares Gut in Zentralasien. Das weiß Masturakhon Saifutdinova nur zu gut. Sie baut im Ferganatal im Osten Usbekistans Granatäpfel an. „Ohne Wasser gibt es kein Leben“, sagt die Bäuerin und zeigt stolz auf die kräftigen Pflanzen. „Nur dank des Wassers gibt es diese wunderschöne Granatapfel-Plantage.“
Beim Rundgang durch die Baumreihen erklärt Saifutdinova, wie sich modernes Wassermanagement auf ihre Plantage und auf ihr Verhältnis zu anderen Bäuerinnen und Bauern in der Region ausgewirkt hat. Seit spezielle Messinstrumente dabei helfen, Wasser gezielt zuzuleiten, werden die Felder verlässlich bewässert und trocknen nicht aus. So konnte sie ihren Wasserverbrauch um mehr als 50 Prozent senken. Gleichzeitig ist sie nun davon überzeugt, dass das Wasser in der Region fair verteilt wird. „Früher haben die Bauern manchmal zu viel oder zu wenig Wasser bekommen“, erklärt Solizhon Matmurodov, leitender Ingenieur beim staatlichen Wassernutzerverband ganz im Osten Usbekistans, im Grenzgebiet zu Kirgisistan: „Und das hat zu Unfrieden geführt. Jetzt akzeptieren sie, was ich ihnen zuteile, denn sie sehen, dass sie tatsächlich so viel erhalten, wie sie benötigen.“
Solche Fortschritte bei der Wasserverteilung wie im Ferganatal sind ganz praktische Beispiele für die erfolgreiche GIZ-Arbeit beim grenzüberschreitenden Wassermanagement in Zentralasien. Dürren und andere Wetterextreme stellen die Menschen dort schon jetzt vor große Herausforderungen. Um Verteilungskonflikten vorzubeugen und auf den Klimawandel zu reagieren, unterstützt Deutschland die Region bereits seit 2009. Aus diesem Wassermanagement in den verschiedenen zentralasiatischen Staaten und der Stärkung lokaler Strukturen hat sich die Initiative „Green Central Asia“ des Auswärtigen Amts entwickelt. Sie setzt noch mehr auf die länderübergreifende Zusammenarbeit, die alles andere als selbstverständlich ist. „Damit ist ein diplomatischer Dialog zu Klima, Umwelt und Sicherheit gestartet worden“, sagt Programmmanagerin Caroline Milow.
Kick-off war die Berliner Zentralasien-Konferenz 2020 im Auswärtigen Amt. Seither wird die Kooperation zwischen Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan weiter ausgebaut. 2021 verabschiedeten die Länder mit Unterstützung der GIZ beispielsweise einen gemeinsamen Aktionsplan zu den Themen Wasser- und Landmanagement, Abfallwirtschaft und internationale Umweltinstrumente. Ergänzend bietet die GIZ Politikberatung und Trainingsseminare, etwa für Verwaltungsangestellte der fünf Länder zum Thema Klimawandel, an.
Die GIZ vernetzt zudem Akteure aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Eingebunden sind Partner wie das Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, die Deutsch-Kasachische Universität, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gemeinsame Projekte, etwa zur Entwicklung moderner, teils satellitengestützter Instrumente für die Vorhersage von Umweltereignissen, sollen frühzeitige Reaktionen auf zu erwartende Wasserknappheiten möglich machen.
Die Länder Zentralasiens zählen zu den „Hotspots“ des Klimawandels, die Auswirkungen werden dort künftig noch deutlicher spürbar sein. Deutschland unterstützt die Region, um sie widerstandsfähiger zu machen: im Großen bei der länderübergreifenden Zusammenarbeit von Politik und Wissenschaft. Und im Kleinen – wie bei Granatapfel-Bäuerin Saifutdinova: „Weil wir die Wassermengen besser messen können, hat sich das Bewusstsein der Menschen für den Verbrauch wirklich verändert“, ist sie überzeugt. „Die Leute haben verstanden, dass wir sparsamer mit Wasser umgehen müssen.“