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Foto: GIZ: Martin Jäger, GIZ-Aufsichtsratsvorsitzender
Martin Jäger, GIZ-Aufsichtsratsvorsitzender, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) (© GIZ / Paul Hahn)

Grußwort des Aufsichtsrats-vorsitzenden

»Wir alle müssen noch mehr bewegen, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen wollen.«

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie alle, wir alle sind es gewohnt, zu handeln. Gewohnt, „die Lage“ zu analysieren, Schlüsse daraus zu ziehen und Entwicklung zu organisieren. Wir arbeiten Hand in Hand mit unseren Partnerländern daran, die Welt in vielen regionalen Lebenseinheiten besser zu machen. Hierzu hat die GIZ im Jahr 2019 einen großen Beitrag geleistet. Nun stehen wir vor neuen Herausforderungen:

Die Corona-Pandemie hat uns alle überrascht. Wir können einige Schlüsse aus ihrem Verlauf ziehen, wissen aber zu wenig über ihre Ursachen und verfügen längst nicht über wirksame und anwendungsfähige Impfstoffe. Doch unser Verständnis von Krisenbewältigung eröffnet zugleich Chancen: Denn wir arbeiten in einem lernenden System.

Wir können Krisen bewältigen, erst recht im laufenden Prozess. Das haben wir zu Hoch-Zeiten von HIV und Ebola bewiesen. Und wir haben mit der GIZ einen exzellenten Akteur vor Ort – in unseren Partnerländern, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, wo es darum geht, schnell und effizient zu handeln, um im wahrsten Wortsinn verwundbare Gemeinschaften zu schützen. An dieser Stelle danke ich all jenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der GIZ, die weiterhin vor Ort in unseren Partnerländern tätig sind und täglich Enormes leisten.

Mit dem BMZ-Corona-Paket haben wir Soforthilfemaßnahmen auf den Weg gebracht, um die Gesundheitssysteme vor Ort vor dem Kollaps zu bewahren. Experten vermuten in Afrika eine hohe Dunkelziffer von Infizierten, zumal es kaum Labore, Beatmungsgeräte oder Intensivbetten gibt. Nachdem Lieferketten über Nacht zum Erliegen kommen, Jobs wegbrechen und zugleich die Preise für die knappen Lebensmittel steigen, hungern viele Menschen, bevor auch die Pandemie ihr Leben bedroht.

Darum haben wir in einem ersten Schritt im eigenen Haushalt mehr als eine Milliarde Euro umgesteuert, um in sieben relevante Bereiche zu investieren: in Gesundheits- und Pandemiebekämpfung, in Ernährung, in die Stabilisierung von Flüchtlings- und Krisenregionen, in soziale Sicherung und Arbeitsplätze, in Schlüsselbereiche regionaler Wirtschaften, in die Erhaltung von Liquidität unserer Partnerländer und in die multilaterale Zusammenarbeit.

Die Corona-Krise zeigt, wo und in welchem Ausmaß unsere globale Gesellschaft angreifbar ist – und dass wir in Sicherheit investieren müssen, erst recht in Entwicklungsländern, um Not und Flucht zu vermeiden. Die Post-Corona-Welt wird, muss eine andere sein. Uns allen ist jetzt mehr als je zuvor bewusst: Die Wechselwirkungen zwischen Globalisierung, Klimawandel, Urbanisierung, Artenrückgang befördern Infektionskrankheiten, Zoonosen, Pandemien. Das zu verstehen und adäquat darauf zu reagieren, ist die wahrhaftig globale Herausforderung.

Unsere Entwicklungszusammenarbeit steht vor der Bewährungsprobe: Halten die von uns erreichten Ziele und Projekte den Auswirkungen der Pandemie stand? Wie schnell greifen unsere Sofortmaßnahmen? Und wie steht es mit anderen Aufgaben?

Im September 2019 haben die UN auf dem Klimagipfel und dem SDG-Gipfel in New York das „Jahrzehnt des Handelns“ ausgerufen. Es sind mehr Anstrengungen erforderlich, um die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) bis zum Jahr 2030 erreichen zu können. Die Pandemie wird es uns erschweren, alle SDGs zu erreichen. Und doch bleiben sie Richtschnur und Handlungsprogramm für eine nachhaltige Welt, die allen Menschen ein menschenwürdiges Leben ermöglicht und die Grenzen des Planeten beachtet. Wir alle müssen noch mehr bewegen, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen wollen.

Nachhaltigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen

Auch im Jahr 2019 forderten insbesondere junge Menschen bei weltweiten Klimaprotesten mehr Engagement, damit auch sie noch eine gute Zukunft auf unserem Planeten haben – auch in Afrika, Asien und Lateinamerika. Und die Proteste gehen weiter. Wir brauchen existenzsichernde Löhne, die Einhaltung ökologischer Standards und sichere Arbeitsbedingungen in den weltweiten Lieferketten. Mit der Einführung des Siegels Grüner Knopf im September 2019 haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit in der globalen Textilwirtschaft getan. Nachhaltigkeit bleibt auch und gerade bei der Überwindung der Krisenfolgen zentrales Thema. „Green Recovery“ ist das neue Stichwort und wir wollen auch unsere EU-Ratspräsidentschaft nutzen, Nachhaltigkeit weiter zu fördern – zum Beispiel indem wir die Partnerschaft zwischen der EU und Afrika im Lichte des European Green Deal ausbauen und modernisieren. So könnten wir sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der GIZ, die mit ihrer Erfahrung, ihrer Verlässlichkeit und Sensibilität in Deutschland und weltweit genau daran arbeiten.

 

Herzliche Grüße


GIZ-Aufsichtsratsvorsitzender
Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung