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Foto: GIZ: Internationale Textilmesse
Einige der Frauen stellen ihre selbst entworfenen und gefertigten Kleidungsstücke auf einer internationalen Textilmesse in Tunesien vor. (© GIZ / Firas Ben Khelifa)

Libyen: Vertrauen &Hoffnung

In schwerer Zeit handlungsfähig bleiben: Im Auftrag des BMZ und der EU unterstützt die GIZ libysche Kommunen.

Grafik: GIZ: SDG 8 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Grafik: GIZ: SDG 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden
Grafik: GIZ: SDG 16 Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Souad Khalifa ist eine Frauenrechtlerin besonderer Art. Sie ermuntert andere libysche Frauen dazu, wirtschaftlich unabhängig zu werden und soziale Kompetenzen für den Arbeitsmarkt zu entwickeln – mitten im Bürgerkrieg. Damit verbreitet sie Hoffnung in dunkler Zeit: Souad Khalifa gehört dem Managementboard des „Women Development and Training Centre“ in Hay al-Andalus an. Es ist das erste von zehn Frauen- Entwicklungs- und Trainingszentren in Libyen, die derzeit mit Unterstützung der GIZ im Auftrag des BMZ und der EU entstehen.

Foto: GIZ: Souad Khalifa Ermunterung von Frauen zur Kompetenzentwicklung für Arbeitsmarkt
Souad Khalifa ermuntert andere libysche Frauen dazu, Kompetenzen für den Arbeitsmarkt zu entwickeln und wirtschaftlich unabhängig zu werden.
(© GIZ / Maher Zoubeidi)

Dort können Frauen unter anderem Näh- und Schneiderkurse belegen und lernen, wie man selbstbewusst im Arbeitsleben auftritt, etwa durch Computer- und Präsentationskurse oder durch Englischunterricht. Neben der Ausbildung haben die Frauen auch schon Produktionsaufträge übernommen; sie fertigen zum Beispiel Bettlaken für Krankenhäuser. 26 Ausbilderinnen zur Textilverarbeitung geben bereits ihr Wissen an andere weiter. Im April 2019 stellten einige der Frauen ihre selbst entworfenen und gefertigten Kleidungsstücke sogar auf einer internationalen Textilmesse in Tunesien vor. „Hier geht es um viel mehr, als Frauen vor eine Maschine zu setzen“, sagt Khalifa, „es geht um einen Bewusstseinsprozess und darum, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten auszubilden.“ 

Video: GIZ: Manfred van Eckert, Programmdirektor Libyen

Manfred van Eckert erklärt die Wichtigkeit von Fernsteuerung in fragilen Kontexten.

Das Interview mit Manfred van Eckert können Sie hier auch lesen.

Das Zentrum in Hay al-Andalus, einem Stadtteil von Tripolis, ist Teil eines größeren Programms, das Kommunen in Libyen stärken soll. Wo der Zentralstaat wegen der politischen Lage Schwächen zeigt, sind die Gemeinden gefordert, um die Menschen zu versorgen. Sie sollen auch in schwerer Zeit handlungsfähig bleiben oder werden, zum Beispiel durch Wirtschaftsförderung, Weiterbildungen, bessere Wasserversorgung und neue Sportanlagen oder eben Frauentrainingszentren. Die Auswahl der Gemeinden erfolgt nach Kriterien, die mit den libyschen Partnern und Auftraggebern festgelegt werden: So arbeitet die GIZ zum Beispiel nur dort, wo nicht bereits andere Durchführungsorganisationen aktiv sind, um Doppelungen zu vermeiden. Derzeit sind landesweit 17 Gemeinden beteiligt. Potenziell werden dadurch mehr als 1,4 Millionen Menschen erreicht.

  • Foto: GIZ: Näh- und Schneidekurse für Frauen 1
    In den Entwicklungs- und Trainingszentren können die Frauen unter anderem Näh- und Schneiderkurse belegen.
    (© GIZ / Theresa Kuschka)
  • Foto: GIZ: Näh- und Schneidekurse für Frauen 2
    In den Entwicklungs- und Trainingszentren können die Frauen unter anderem Näh- und Schneiderkurse belegen.
    (© GIZ / Theresa Kuschka)
  • Foto: GIZ: Näh- und Schneidekurse für Frauen 3
    In den Entwicklungs- und Trainingszentren können die Frauen unter anderem Näh- und Schneiderkurse belegen.
    (© GIZ / Firas Ben Khelifa)
  • Foto: GIZ: Näh- und Schneidekurse für Frauen 4
    In den Entwicklungs- und Trainingszentren können die Frauen unter anderem Näh- und Schneiderkurse belegen.
    (© GIZ / Maher Zoubeidi)
Video: GIZ: Libyerinnen stellen traditionelle Kleidung auf internationaler Messe vor

Libyerinnen stellen traditionelle libysche Kleidung auf der internationalen Textilmesse Intertex in Tunesien vor (in arabischer Sprache – mit englischen Untertiteln).

Dabei entscheidet die Bevölkerung mit, wo ihr Bedarf am größten ist. Mehr als 1.000 Bürger*innen nahmen an Dialogforen teil, bei denen sie gemeinsam beschlossen, welche Maßnahmen wichtig sind, um die öffentliche Grundversorgung zu verbessern. Bis Ende 2019 wurden rund 1.200 Projekte kleinerer und größerer Art ausgewählt, mehr als 100 davon sind angelaufen. So verfügen zum Beispiel 16 Kommunen schon über Umweltlabore, um die Qualität von Trinkwasser oder Lebensmitteln zu testen; ein Frauenzentrum ist bereits aktiv, neun weitere befinden sich im Aufbau. Zudem entstand ein E-Learning-Zentrum, bei dem junge Menschen zum Beispiel Fotografie- oder Schreibkurse belegen können.

Das Besondere an diesem Vorhaben ist: Die GIZ steuert die Maßnahmen wegen der Gefahrenlage vom Nachbarland Tunesien aus. In Libyen selbst sind nationale Mitarbeiter*innen im Einsatz. Auf diese Weise lassen sich trotz des Krieges spürbare Fortschritte erzielen. Auch Souad Khalifa hat ihr Training in Tunis durchlaufen und nahm ihr Wissen mit zurück nach Libyen. Dort gilt sie wegen ihres großen Engagements für die Stärkung von Frauen als leuchtendes Beispiel.

Aus der Ferne steuern und Gefahren mindern

Libyen befindet sich in einem Bürgerkrieg mit hohem Risiko für Leib und Leben. Deshalb kann das internationale Personal der GIZ nur in ausgesuchten Fällen und nur mit Einzelgenehmigung der Bundesregierung ins Land reisen. Um Libyen aber trotzdem kontinuierlich zu unterstützen, gerade in der jetzigen Lage, steuert die GIZ Vorhaben von ihrem Büro in Tunis aus. Das bedeutet konkret: Der Großteil der Arbeit wird von

nationalen Mitarbeiter*innen vor Ort erledigt, die – über moderne Kommunikationsmittel aller Art – in ständigem Kontakt und Austausch mit Tunis stehen. Auch deren Sicherheit ist der GIZ ein besonderes Anliegen. Deshalb sind sie in ein spezielles Sicherheitssystem eingebettet, das je nach Lage neue Vorkehrungen zu ihrem Schutz vorsieht. Die Maßnahmen können von Homeoffice bis zu einer vorübergehenden Unterbringung an sichereren Orten innerhalb Libyens reichen.

Foto: GIZ: Manfred van Eckert, Programmdirektor Libyen
© GIZ

Fernsteuerung bei der GIZ

Manfred van Eckert, Programmdirektor Libyen, erklärt im Interview, wie Fernsteuerung bei der GIZ funktioniert und eingesetzt wird.

Immer mehr Länder gelten als fragil. Was bedeutet das für die Arbeit der GIZ?
Wir als GIZ arbeiten zunehmend in fragilen Kontexten im Auftrag der Bundesregierung und anderer Geber. Das bedeutet für uns, dass wir unsere Projekte den jeweiligen Situationen anpassen müssen, um die Ernährungssicherung für die Bevölkerung zu unterstützen, um die Bevölkerung mit Basisgesundheitsdienstleistungen zu versorgen und die Strom- und Wasserversorgung sicherzustellen.

Wie funktioniert Fernsteuerung?
In fragilen Kontexten arbeitet die GIZ zunehmend in Fernsteuerung. Das heißt, unsere internationalen Mitarbeiter können nicht mit den Partnern vor Ort arbeiten, sondern arbeiten aus Nachbarländern heraus. Sie müssen ihre Projektkonzepte anpassen, um die Basisgesundheitsdienstleistungen, Ernährungssicherung und Wasserversorgung sicherzustellen. Dies erfolgt durch intensive Kommunikation mit den Partnern und den nationalen Mitarbeitern während der Projektumsetzungsphasen.

Welche Rolle spielt Digitalisierung dabei?
Nur durch die Digitalisierung kann eine Fernsteuerung erfolgen. Die damit verbundenen modernen Kommunikationsinstrumente wie etwa Skype ermöglichen die Überbrückung der Distanzen zu unseren Partnern und unseren nationalen Mitarbeitern.

Wie arbeiten Sie in Libyen?
Ich bin zuständig für die Programmentwicklung in Libyen und arbeite mit einem Team internationaler Experten in Tunis. Wir laden unsere Partner und unsere nationalen Mitarbeiter regelmäßig zu Beratungsgesprächen und Planungsworkshops nach Tunis ein, um die Projekte zu planen und die Durchführung der Projekte zu begleiten. Um in fragilen Kontexten mit nationalen Mitarbeitern arbeiten zu können, muss die GIZ ein Risikomanagementsystem aufbauen. Das heißt, wir müssen unsere Büros sichern und wir müssen Lagebeurteilungen erstellen, um die Konfliktlage in den Ländern zu analysieren und um unsere Umsetzungsmaßnahmen den jeweiligen Sicherheitssituationen anzupassen.

Was haben Sie in Libyen erreicht?
Wir haben die Bürgermeister und Stadtverordneten in die Lage versetzt, gemeinsam mit der Bevölkerung ihre Stadtplanungen durchzuführen, und wir haben die Position der Frauen verbessert. Wir haben Frauenzentren aufgebaut, in denen Frauen in der Textilverarbeitung ausgebildet werden, und die diese auch zur Produktion eigener Textilien nutzen können. Trotz des Konfliktes lohnt sich unser Einsatz in Libyen, weil wir gemeinsam mit unseren Partnern in den Städten nachhaltige Strukturen aufbauen, die den Menschen Hoffnung für eine bessere Zukunft geben.

Einblicke in unsere Projekte 2019

Wir sind in rund 120 Ländern mit 1.600 Vorhaben aktiv.
Entdecken Sie die Welt der GIZ anhand von Projektbeispielen aus dem Berichtsjahr 2019.

Kinder und ihre Rechte: Stärken & Fördern

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Nigeria: Energie & Umweltschutz

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