Liebe Leserinnen und Leser,
wenn wir als GIZ auf das Berichtsjahr 2019 zurückschauen, dann gibt es eine Konstante: den stetigen Wandel. Die Welt ist in Bewegung und es zeichnen sich zugleich fragmentierte sowie vernetzte Dynamiken und Konflikte ab. Während multilaterale Institutionen ihre Ordnungsfunktionen und Bindungskräfte verlieren, die globale Governance vielfältiger, unübersichtlicher und nationaler wird, dadurch auch an Zusammenhalt einbüßt, gibt es ebenfalls Anzeichen für eine neue globale Bewegung, die thematisch mehr vereint als trennt: Ausgehend vom Engagement der Jugend bei den Fridays-for-Future-Demonstrationen haben sich Millionen von Menschen rund um den Globus zusammengetan, um den Klimawandel hoch auf die internationale politische Agenda zu setzen. Man stritt für gleiche Ziele, organisierte sich grenzübergreifend und positionierte sich entschieden gegenüber multilateralen Institutionen, Regierungen und Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Mit Blick auf das laufende Jahr 2020 kommt unweigerlich ein weiteres, weltumspannendes Thema hinzu: COVID-19 und damit die Corona-Pandemie. In nie zuvor gekanntem Maße hielt und hält dieses neue Virus die Welt in Atem. Es ist Ursache für unzählige Tote sowie Leid und brachte auch bislang nie da gewesene gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Herausforderungen mit sich. Dies gilt insbesondere für die vielen Krisen- und Kriegsgebiete dieser Welt, wo täglich die Anforderungen wachsen. Diese Krise ist wahrhaftig global und ihr kann auch nur durch eine starke internationale Zusammenarbeit erfolgreich begegnet werden.
Den Wandel mitgestalten
In diesen Zeiten ist die internationale Zusammenarbeit mehr denn je gefordert, nicht nur Antworten auf die großen Fragen der Nachhaltigkeit zu finden und neue Bindungskräfte zu etablieren. Sondern sie ist auch gefragt in der Eindämmung der Pandemie und ihrer Folgewirkungen und will auch damit letztlich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Wir als GIZ tun dies mit Verlässlichkeit und Neugier – so der Titel unseres diesjährigen Unternehmensberichts. Er stand schon fest, bevor das Virus um sich griff. Wir blieben dabei, auch wenn es zunächst schwerfällt, der Dynamik rund um Corona etwas Positives abzuringen. Doch insgesamt bleibt: Grundsätzlich ist Wandel etwas Positives. Wir können und wollen ihn nicht aufhalten, sondern ihn mitgestalten und negative Folgen einschätzbarer und damit operationalisierbarer machen. Das können wir dann besonders gut, wenn wir unsere jahrzehntelange Expertise mit einem wachen und forschenden Blick auf unser Umfeld paaren. Wenn wir aus Erfahrung handeln und zugleich offen sind für Innovationen. Wenn wir uns in Krisenregionen und Krisenzeiten für ein Höchstmaß an Sicherheit einsetzen und zugleich in stabilen Kontexten Neuerungen ankurbeln. Und: Wenn wir für unsere Auftraggeber und die Menschen weltweit ein verlässlicher Partner bleiben – und flexibel auf wechselnde politische Anforderungen reagieren.
Kompetenzen weiter ausbauen und wirksam vernetzen
Die Fähigkeit, anspruchsvolle Aufträge schnell und wirksam umzusetzen, steht im Zentrum unserer strategischen Überlegungen, die wir in diesem Jahr neu akzentuiert haben. Unsere Umsetzungsstärke, wie wir es nennen, braucht unsere ganze Aufmerksamkeit: Wir wollen unsere Wirksamkeit weiter erhöhen, unser Geschäft weiterentwickeln, unsere eigenen Kompetenzen weiter ausbauen. Wir wollen in Allianzen auftreten und die Wirtschaftlichkeit unseres Handelns immer wieder aufs Neue sicherstellen. Wir wollen noch schneller agieren, mit unserem Personal, unseren Konzepten, mit unseren Prozessen und Organisationsstrukturen.
Das alles ist kein Selbstzweck: In Zeiten, in denen die Demokratie weltweit immer stärker unter Druck gerät, in denen Menschenrechte in vielen Ländern missachtet werden, in denen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer wirtschaftlich immer stärker auseinanderdriften, die Fragilität zunimmt und die Digitalisierung dafür sorgt, dass die Welt sich immer schneller und schneller dreht – in solchen Zeiten sind wir mit umsetzungsstarken Konzepten und Kompetenzen gefragt. Und als Dienstleister der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und internationalen Bildungsarbeit steht neben der Umsetzungsstärke Nachhaltigkeit als Grundpfeiler unserer Unternehmenspolitik. Deshalb haben wir auch 2019 unser Bekenntnis zu den zehn Prinzipien des UN Global Compact erneuert.
Know-how und frische Impulse
Was wir nachhaltig umsetzen wollen, ist nur möglich in Form vielfältiger Kooperationen und mit einem erfahrenen globalen Expertenteam. Das sind unsere rund 23.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer sowie Integrierten und Rückkehrenden Fachkräfte, die in Deutschland und in mehr als 120 Ländern für die GIZ im Einsatz sind. Sie tragen mit ihrem Know-how und frischen Impulsen täglich dazu bei, dass wir anspruchsvolle Aufträge auch unter schwierigsten Bedingungen schnell und erfolgreich umsetzen.
Bedanken möchten wir uns nicht nur bei all unseren Mitarbeitenden, insbesondere den 15.120 national Beschäftigten in unseren Einsatzländern, sondern auch bei unseren Auftraggebern, unseren Partnern in den Ländern, in denen wir arbeiten, sowie bei unserer Gesellschafterin für das in uns gesetzte Vertrauen. 2019 stieg das Geschäftsvolumen der GIZ erneut, auf insgesamt 3,1 Milliarden Euro. Diese Mittel sind eine wichtige Investition in die Zukunft: eine Zukunft, in der wir unserer Vision einer lebenswerten Zukunft für alle Menschen jeden Tag ein Stückchen näher kommen wollen – mit Verlässlichkeit und Neugier.
Viel Freude beim Lesen und Entdecken wünschen Ihnen
Tanja Gönner Vorstandssprecherin | Thorsten Schäfer-Gümbel Mitglied des Vorstands |