Flughäfen sind Hochrisikogebiete für die Verbreitung von Infektionskrankheiten. Doch als Asma Ali Awadh jüngst im Osten Afrikas reisen musste, war sie angetan. „Ich war in Kigali und in Mombasa am Flughafen, und alles, was ich dort an Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen erlebt habe, war vorbildlich“, sagt die Ärztin. Und sie muss es wissen. Die Kenianerin ist leitende Ausbilderin für Kurse zur Covid-19-Prävention und -Kontrolle an Flughäfen der Region.
In Zusammenarbeit mit dem Sekretariat der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) hat die GIZ die Luftretter „AMREF Flying Doctors“ damit beauftragt, auf zehn internationalen Flughäfen Beschäftigte auszubilden – als Trainerinnen und Trainer für die Infektionsprävention und -kontrolle. So konnten 2020 knapp 250 Personen aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen wie Check-in, Grenzkontrolle oder Gepäckbeförderung geschult werden, die ihr Wissen an Hunderte Kolleginnen und Kollegen weitergegeben haben. „Daran hatten einige zuerst nicht gedacht: dass sich die Viren auch über die Koffer verbreiten können“, weiß die Medizinerin Asma Ali Awadh. Tausende Reisende konnten so vermutlich vor einer Covid-19-Infektion geschützt werden.
Grenzverkehr in einer Region mit 170 Millionen Menschen
Mit dem Ziel, den grenzüberschreitenden Verkehr und Austausch sicher möglich zu machen, wurden auch 350 Fachleute der wichtigen Häfen und Grenzposten in der Region geschult, die ihr Wissen ebenfalls weitergeben. Die flexible Anpassung der Kursangebote an die neue Pandemiesituation war möglich, weil die GIZ – im Auftrag des BMZ – die EAC bereits seit 2017 im Projekt „Bessere Pandemievorsorge in der Ostafrikanischen Gemeinschaft“ unterstützt. Das EAC-Sekretariat koordiniert die Seuchenvorsorge und -bekämpfung für die sechs Partnerstaaten Burundi, Kenia, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda. Die Schulungen an den Flughäfen, Häfen und Grenzposten sind ein Beispiel, wie das Projekt dazu beiträgt, den regionalen Seuchenplan des EAC-Sekretariats in die Praxis umzusetzen. Außerdem berät die GIZ das Sekretariat dabei, eine regionale Risiko- und Krisenkommunikationsstrategie zu erarbeiten und den One-Health-Ansatz in der Region nachhaltig zu verankern.
Asma Ali Awadh war übrigens inkognito auf den Flughäfen unterwegs: „Da wusste niemand, dass ich so nebenbei schaue, ob das Gelernte auch wirklich realisiert wird“, sagt sie lachend.
ONE HEALTH IN OSTAFRIKA
Dem One-Health-Ansatz liegt die Erfahrung zugrunde, dass die Gesundheit des Menschen von zahlreichen Faktoren abhängt. Deshalb bindet die GIZ bei der Pandemieprävention und -kontrolle in der EAC-Region Vertreter*innen aller fachlichen Disziplinen ein, die von einem Krankheitsausbruch betroffen sind, zur Kontrolle beitragen oder die Auswirkungen minimieren können. Das Ziel: die Gesundheit zu schützen, ohne zum Beispiel Bildung, Wirtschaft und damit Zukunftsperspektiven zu vernachlässigen. Um Fachleute in Pandemieprävention unter dem One-Health-Ansatz auszubilden, haben die GIZ und die Universität Heidelberg einen regionalen, interdisziplinären Online-Weiterbildungskurs entwickelt, dem ein Aufbaustudiengang folgen soll. Die ersten 25 Studierenden in Kenia beschäftigten sich etwa mit den Zusammenhängen zwischen Landwirtschaft, Logistik, Tourismus und Pandemien.
Interview mit Mary Stephen
Technische Direktorin für gesundheitliche Notfallvorsorge
und Krisenreaktion, WHO Afrika
Ein halbes Jahr vor den ersten Covid-19-Meldungen hat das Sekretariat der Ostafrikanischen Gemeinschaft zusammen mit der WHO, der GIZ, der KfW und weiteren Partnern den Ausbruch einer Pandemie simuliert. Waren Sie Hellseher?
Wir ahnten nicht, was uns wenig später erwarten würde, als wir im Sommer 2019 die größte grenzübergreifende Pandemie-Übung in Afrika starteten. Nach den Erfahrungen etwa mit Ebola-Infektionen wollten wir die Fähigkeiten zur Vorbeugung von und Reaktion auf Ausbrüche ansteckender Krankheiten in und zwischen Kenia und Tansania testen. Denn es ist die eine Sache, einen Plan zu haben und auf dem Papier auch die nötigen Kapazitäten, und eine andere, was in der Praxis wirklich funktioniert.
Wie sieht so eine Simulation aus?
Rund 300 Frauen und Männer – von Kleinbauern über Schlachter, Grenzbeamte, Lastwagenfahrer, Laboranten, Ärzte bis zu Vertretern von Behörden sowie nationalen und internationalen Organisationen – haben vier Tage lang den Ausbruch einer ansteckenden Krankheit simuliert. Wie im richtigen Leben. Das Szenario ahmte einen Ausbruch des Rifttalfiebers nach, eine Viruserkrankung, die Tiere, aber auch Menschen infizieren kann.
Konnten die Beteiligten und die vielen Beobachter*innen aus der Region etwas lernen, was für die Corona-Pandemie wichtig war?
Auf jeden Fall. Es wurde klar, wie zentral die grenzüberschreitende Kommunikation ist und wo es Lücken gibt. Und wir haben gesehen, wie wichtig der vernetzte Ansatz von One Health ist – mit Beteiligten aus dem Gesundheitswesen genauso wie der Tiergesundheit, dem Handel, der Logistik, den Einwanderungsbehörden und Umweltorganisationen. Mit diesem breiten Blick müssen wir auf Ausbrüche reagieren – auf allen Ebenen, lokal, regional, national und international. Wir haben es vor allem mit Zoonosen zu tun, Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, deshalb müssen wir die Schnittstellen von Mensch, Tier und Umwelt ganzheitlich betrachten.
Bildrechte: © Mary Stephen
Ziele für nachhaltige Entwicklung
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