Marokko hat frühzeitig auf Wind- und Sonnenenergie gesetzt. Das geschah einerseits aus Mangel an fossilen Energievorkommen im eigenen Land. Aber das Königreich hatte auch rasch erkannt, dass es über ideale Bedingungen für alternative Energien verfügt: Die Sonne scheint lang und intensiv; an der Atlantikküste weht der Wind kräftig und beständig. Deshalb befindet sich Marokko mit diversen großen Wind- und Solarparks schon heute auf dem Weg zur Energiewende.
Jetzt macht das Land einen weiteren Schritt und möchte mit der Produktion von grünem Wasserstoff (H2) die nächste Runde der Energietransformation einläuten: Marokko plant, in den kommenden Jahren – mit Mitteln der KfW und beauftragt vom BMZ – die erste großvolumige Produktionsstätte für grünen Wasserstoff auf dem afrikanischen Kontinent zu errichten. Dafür kann das Königreich seinen schon vorhandenen Kapazitäten an Strom aus erneuerbaren Energien weitere hinzufügen. Der so hergestellte Wasserstoff ließe sich vor allem auf zwei Arten nutzen: zur Produktion von grünem Ammoniak in der Düngemittelindustrie, die bereits heute einen wichtigen Wirtschaftszweig in Marokko darstellt; und für die Herstellung weiterer grüner „Power-to-X-Produkte“ wie synthetische Treib- und Brennstoffe, die mit Hilfe von regenerativem Strom entstehen.
Grüner, nicht grauer Wasserstoff
Wasserstoff gilt als eine wichtige Zutat für das Ziel, bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden, wie es das Pariser Klimaabkommen vorsieht. Denn er dient als umweltfreundliche Grundlage für eine Reihe von industriellen Prozessen und Produkten, wie zum Beispiel die Herstellung von Ammoniak oder von synthetischen Kraft- und Brennstoffen. Allerdings nur, wenn der Wasserstoff grün entsteht, das heißt auf Basis von erneuerbaren Energien. Das geschieht durch Elektrolyse, bei der Wasser unter Einsatz von (sauberem) Strom in die Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) gespalten wird. Hingegen fällt bei der Produktion von sogenanntem grauen Wasserstoff CO2 an, das anschließend in die Atmosphäre gelangt und den Klimawandel verstärkt. Deshalb kommt es beim Wasserstoff ganz entscheidend auf das Produktionsverfahren an. Grüner Wasserstoff lässt sich sinnvollerweise dort einsetzen, wo Strom aus erneuerbaren Energien nicht effizienter direkt genutzt werden kann – zum Beispiel im nicht elektrifizierbaren Schiffs-, Flug- und Schwerlastverkehr.
„Power-to-X“ (PtX) bezeichnet Verfahren, bei denen elektrischer Strom in Brenn- und Kraftstoffe, Rohstoffe für die Industrie oder andere Energieformen umgewandelt wird. Für die Herstellung von PtX-Produkten wird aus Strom und Wasser zunächst reiner Wasserstoff gewonnen. Fügt man diesem CO2 oder andere Kohlenstoffverbindungen hinzu, kann man weitere synthetische Energieträger und chemische Grundstoffe, wie zum Beispiel Methanol oder Kerosin, herstellen. Dieser Prozess ist nur dann CO2-neutral, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen und das CO2 direkt aus der Luft entnommen wird oder auf nachwachsenden Rohstoffen basiert. Ist dies der Fall, werden die PtX-Produkte als „grün“ bezeichnet.
Grüner Wasserstoff rückt ins Zentrum der Zusammenarbeit im Bereich Energie
Die GIZ begleitet das Land auf diesem spannenden Weg in eine neue Energie-Ära und unterstützt somit auch den grünen Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie, Stichwort „Recover forward“. Im Rahmen der Deutsch-Marokkanischen Energiepartnerschaft, welche die GIZ managt, entstanden im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) eine Studie zum Potenzial von „Power-to-X“ in Marokko sowie ein möglicher „Fahrplan“ für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft. Dieses Engagement hat das Land in seiner Entscheidung, auf grünes H2 zu setzen, bestärkt und zur Entwicklung einer marokkanischen grünen Wasserstoffstrategie beigetragen. Grüner Wasserstoff ist inzwischen ins Zentrum der Zusammenarbeit im Energiesektor gerückt.
Die Arbeiten im Rahmen der Energiepartnerschaft waren auch Motor für Pläne anderer Auftraggeber: Im Auftrag von BMZ und BMU setzt die GIZ weitere Projekte zur Entwicklung einer nachhaltigen grünen Wasserstoffindustrie mit Marokko um. Dass Marokko große Ambitionen bei der Energiewende hat, könnte eines Tages auch Europa und Deutschland nutzen: Das Königreich hat nämlich das Potenzial, einer der großen Exporteure von Wasserstoff und „Power-to-X-Produkten“ zu werden. Die Nähe zu Europa ist dabei ein Standortvorteil.
Vorreiter in Lateinamerika
Auch Chile hat im November 2020 mit Unterstützung der GIZ als erstes Land Lateinamerikas eine nationale grüne Wasserstoffstrategie verabschiedet. Bereits seit 2014 arbeitet die GIZ im Auftrag des BMU zum Thema H2 in Chile. Der Andenstaat ist eines der Vorzeigeländer bei der Energiewende: 2020 stammten bereits 44 Prozent des elektrischen Stroms aus Wasserkraft, Sonnenenergie oder Windquellen. Jetzt macht Chile seinem Ruf als Vorreiter erneut Ehre, indem es zu einem wichtigen Produzenten von grünem H2 werden will. Unterstützt wird das Land dabei seit 2019 auch durch die Deutsch-Chilenische Energiepartnerschaft, die die GIZ im Auftrag des BMWi koordiniert.
H2 ließe sich lokal vor allem in der Industrie verwenden, dient aber auch zur Produktion von grünem Ammoniak für den Bergbau- und grünem Methanol für den Transportsektor. Da der Bergbau ein traditionell wichtiger, aber sehr energieintensiver Wirtschaftszweig Chiles ist, würde die Umstellung hier einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Durch die Produktion und Anwendung von grünem H2 könnten fast 100.000 neue Arbeitsplätze im Zusammenhang mit den dafür benötigten Energie- und Industrieanlagen geschaffen werden, wie die GIZ in einer Analyse feststellte.
Chiles Potenzial zur Erzeugung von grünem Wasserstoff ist so groß, dass es das grüne H2 bzw. seine Derivate wie Ammoniak und Methanol in Zukunft nach Asien, Europa und in die USA exportieren kann – zur Umsetzung der weltweit eingeläuteten Energiewende.
Zu den Aktivitäten in Marokko:
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