Im Fischerdorf Sulamu ganz im Südosten von Indonesien ist alles bereit für die Eismaschine „Solar Ice Maker“. Ein regionaler Unternehmer hat dort ein Gebäude für die Produktion von Eisblöcken errichtet. Der Prototyp der Maschine, der bereits unzählige Testläufe erfolgreich absolviert hat, wartet schon verpackt in der Provinzhauptstadt Ostjavas, Surabaya. Jetzt müssen nur noch die pandemiebedingten Reisebeschränkungen aufgehoben werden, dann ist das Gerät unterwegs – begleitet von Fachleuten für die Installation und das Training des örtlichen Personals.
Sulamu liegt in der Provinz Ost-Nusa-Tenggara, gut drei Flugstunden von der indonesischen Hauptstadt entfernt. Sie ist eine der am wenigsten entwickelten Provinzen Indonesiens. Die Menschen leben von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Die Lebensmittelverluste sind aufgrund mangelnder Lagerungsmöglichkeiten sehr groß. Sulamu ist ein typisches Beispiel für eine kleine Ortschaft auf dem rund 17.500 Inseln zählenden Archipel mit mehr als 100.000 Kilometern Küstenlinie. Indonesien, das rund 275 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat, will seine Fischbestände erhalten und das Einkommen der lokalen Fischer*innen sichern beziehungsweise erhöhen. Entscheidend ist dafür die lückenlose Kühlung des Fangs. Die GIZ hat dazu die Entwicklung einer sonnenbetriebenen Eismaschine angestoßen und begleitet. Die Produktion wurde zusammen mit mehreren indonesischen, deutschen und europäischen Unternehmen in Indonesien etabliert.
Innovative Technologie für die lokale Fischerei
Die Entwicklung begann 2017, eingebettet in das indonesisch-deutsche Energieprogramm mit verschiedenen Projekten und Auftraggebern. Derzeit ist die Initiative beim Projekt „ExploRE“ (Strategische Erschließung wirtschaftlicher Minderungspotenziale durch den Einsatz Erneuerbarer Energien) verankert, das vom Bundesumweltministerium (BMU) in Auftrag gegeben wurde.
Die Herausforderung bei der sonnenbetriebenen Eisblockmaschine war es, zwei Technologien – Sonnenenergie und innovative Kühltechnik – zusammenzuführen. Entwickelt hat den „Solar Ice Maker“ das Institut für Luft- und Kältetechnik Dresden. Die Technologie stellt gemäß der Leitidee Industrie 4.0 eine dynamische und automatisch an die Sonnenenergie angepasste Eisproduktion von bis zu 1,2 Tonnen Blockeis pro Tag sicher. Dazu ist weder ein Stromanschluss noch ein teurer großer Batteriespeicher nötig. Die Technologie ist sensorgesteuert, energieautark sowie klimaneutral und damit einmalig. Darauf ist auch der verantwortliche Ingenieur Danny Wijaya vom Team des indonesischen Herstellers AIREF stolz. AIREF ist eines von neun Privatunternehmen, die die Entwicklung aus Dresden in der Praxis Indonesiens vorangetrieben und mitfinanziert haben.
Jetzt können Eisblöcke in Orten abseits von Stromnetzen und auch ohne Dieselgeneratoren hergestellt werden. Die aufgrund hoher Sonneneinstrahlung durch Photovoltaik gewonnene Energie sorgt mit Hilfe des natürlichen Kältemittels Propan und einfachen Salzwassers, das als thermischer Energiespeicher dient, dafür, Eis zu produzieren – das so für den lokal gefangenen Fisch jederzeit zur Verfügung steht. Der in Eis gepackte Fisch steigert dadurch seinen Wert – bei nachhaltig gefangenem Thunfisch zum Beispiel um über 50 Prozent. Das erhöht die Einkommen der Fischer*innen, die nachhaltig wirtschaften, besonders in benachteiligten Regionen Indonesiens. Ein einziger „Solar Ice Maker“ vermeidet 40 Tonnen CO2 pro Jahr, reduziert Verluste im Fischfang und schafft damit jährlich eine verbesserte Wertschöpfung für entlegene Orte in Höhe von umgerechnet bis zu 115.000 Euro pro Standort.
Anstoß für nachhaltige Entwicklung nach der Pandemie
Indonesien möchte nach der Corona-Pandemie mittel- und langfristig auf grüne Investitionen und Arbeitsplätze setzen und die ländliche Produktivität mittels erneuerbarer Energien voranbringen. Die GIZ unterstützt im Rahmen von „ExploRE“ die Verbreitung der sonnenbetriebenen Eismaschinen. Dies ist Teil der Corona-Recovery-Hilfen des BMU. „In Indonesien mit seinen 800 kleinen, lokalen Häfen ist das Potenzial für diese herausragende Technologie enorm“, sagt Frank Stegmüller, der bei der GIZ für die innovativen Eismaschinen zuständig ist. Die Unternehmen seien bereit, binnen zwei Monaten viele weitere Maschinen zu produzieren: „Wenn es die Pandemie erlaubt.“
In Sulamu soll 2021 Indonesiens erste „Solar Ice Maker“-Anlage in Betrieb gehen. Damit wird das Fischerdorf ganz im Südosten des Archipels ein wichtiger Punkt auf der Landkarte der Solarenergie und nachhaltigen Entwicklung.
Ziele für nachhaltige Entwicklung
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